Full text: [Theil 4 = (Tertia), [Schülerband]] (Theil 4 = (Tertia), [Schülerband])

42 A. Darstellungen a. d. Geschichte. II. Aus der neueren und neuesten Geschichte. 
Thu nur das Rechte in deinen Sachen, 
Das andre wird sich von selber tnachen. 
Wohl unglückselig ist der Mann, 
Der unterläßt das, was er kann. 
Und unterfängt sich, was er nicht versteht; 
Kein Wunder, daß er zu Grunde geht. Goethe. 
Wer einmal lügt, muß oft zu lügen sich gewöhnen; 
Denn sieben Lügen braucht's, um eine zu beschönen. 
R ü ck e r t. 
--*§-—£$04--ib-- 
II. Ans der neueren und neuesten Geschichte. 
Vergl. die Gedichte Nr. 31—45. 
21 Martin Luther. (1483—1546.) 
Yergl. das Ged. Nr. 31: Die Ulme zu Hirsau von Uhland. 
a) Hans Luther, (f 1530.) 
Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit. 
Manches an Luther erscheint fremb und unhold, so lange man ihn 
aus der Ferne betrachtet; aber dieses Menschenbild hat die merkwürdige 
Eigenschaft, immer größer und liebenswerter zu werden, je näher man 
herantritt. 
Sein Vater, von kurz gedrungener Kraft, fest im Entschluß, begabt 
mit etnetn ungewöhnlichen Maße klugen Menschenverstandes, arbeitete sich 
nach hartem Kampfe zu einiger Wohlhabenheit durch. Er hielt strenge 
Zucht in seinem Hause; noch in späten Jahren dachte Luther mit Weh¬ 
mut an die harten Strafen, die er als Knabe erlitten, und an den 
Schmerz, den sic seinem weichen Kinderherzen gemacht. Der alte Hans 
Luther hatte doch bis zu seinem Tode im Jahre 1530 Einfluß auf das 
Leben des Sohnes. Als sein Martin mit zweiundzwanzig Jahren heimlich 
in das Kloster gegangen war, zürnte der Alte heftig; er hatte damals 
schon daran gedacht, den Sohn durch gute Heirat zu versorgen. Und 
als es endlich Freunden gelang, den empörten Vater zur Versöhnung zu 
bringen, als er dem flehenden Sohne wieder gegenübertrat, und dieser 
gestand, daß eine furchtbare Erscheinung ihn zum stillen Gelübde des 
Klosters getrieben hatte, warf ihm der Vater die bekümmerten Worte ent¬ 
gegen: „Gott gebe, daß es nicht ein Betrug und teuflisch Gespenst war." 
Und noch mehr erschütterte er das Herz des Mönches durch die zürnende 
Frage: „Du glaubtest, einem Gebot Gottes zu gehorchen, als du ins 
Kloster gingst; hast du nicht auch gehört, daß man den Eltern gehorsam 
sein soll?" Tief stach dies Wort in den Sohn. Und als er viele Jahre 
darauf ans der Wartburg saß, aus der Kirche gestoßen, vom Kaiser ge-
	        
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