VII. Romanze und Ballade.
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165. Barbarossa als Knabe.
1. Am wolkenlosen Himmel stand,
Hinschauend über weites Land,
Ein schönes Fürstenkind.
Es war in Frühlingssonnenpracht
Gar früh vom Schlummer aufgewacht,
Hinaus geeilt geschwind;
Da wandelt's auf dem Berge hold,
Es spielt mit seinem Lockengold
Der frische Morgenwind.
2. Der Friedrich war's, ein Herzogs¬
sohn.
Der stand aus Staufens Felsenthron
Hellklaren Angesichts.
Noch strebte sein vergnügter Sinn
Zu keinem Kaiserstuhle hin,
Von Kronen wußt' er nichts.
Des Lebens freut' er sich allein,
Er wollte sich im Strahle main
Des jungen Frühlingslichts.
3. Hart an der Burg mit süßem Hauch
Hob blühend sich ein Rosenstrauch;
Ein Röslein brach er sich;
Und milde weht' es in der Luft:
„Bewahre diesen Rosenduft
Zeitlebens, Friederich!"
In seiner Seele klang es nach; —
Sein Herz voll Liebesahnung sprach:
„Bewahren will ich dich!"
4. Da streift' sein Arm von ungefähr
Am Nesselbusch, der brannt' ihn sehr
Ins zarte Fingerlein.
Er zuckte; leise sprach's im Licht:
„Was Herrscher nur als Nessel sticht,
Darf ausgereutet sein!"
Da trat er sie zu Boden breit
Und schmollte: „Nun, in künft'gerZeit,
Ihr Nesseln, denket mein!" —
5. Bald aber hob mit edler Zier
Ein grüner Lorbeer sich herfür,
Bor dem er stille stand.
Von Lorbeerkronen hört' er schon;
Da rief ein ernster Geisterton:
„Lorbeern fürs Vaterland!"
Das Kindlein lange stand gebückt,
Sich freudig Zweig' um Zweige pflückt'
Und still zum Kranze wand.
6. Dort in dem frischen Blumenbeet
Hell eine Kaiserkrone steht,
Ihr Kelch sich heut erschloß;
Das Knäblein schaut sie schweigend an,
Und leiser Ahnung Laute nahn:
„Dein harrt das größte Los!"
Darob sein Herz im Busen schwoll:
„Wenn ich ein Kaiser werden soll,
So will ich werden groß!" —
7. Ein Veilchen nun verspätet rief:
„Im niedern Grase blüh' ich tief,
Bin doch dem Schöpfer wert!"
Und sanfter ging ein Liebeston
Durchs Herz dem Kind: „Du Erden¬
sohn,
Nur Demut wird verklärt!" —
Die Seele sprach: „Erinnre mich,
O Herr, daran, wann königlich
Empor mein Banner fährt!"
8. Da drang Trompetenhall vomSchloß—
Schnell wurden alle Rosse los,
Die Schwerter glänzten hell!
Mit frohem Siegesmute sah
Das Kind die Ritterlanzen da
Auftauchen im Kastell,
Und seine junge Seele schwoll,
Und seine klare Stimme scholl:
„Hinab zum Kampfe schnell!" —