Full text: [2 = Mittlere Lehrstufe, [Schülerband]] (2 = Mittlere Lehrstufe, [Schülerband])

XIII. Geistliche Lyrik. 
457 
4. O Mutter, freudenreiche! 
Die, gnadenvoll belohnt, 
Verklärt im Himmelreiche 
Bei ihrem Gotte thront: 
O, laß, die Lust zu teilen, 
Maria! o Maria! 
Uns ewig bei dir weilen. 
G. Görres. 
248. Am Allerheiligentage. 
1. Selig sind im Geist die Armen, 
Die zu ihres Nächsten Füßen 
Suchen Nachsicht und Erbarmen 
Und mit Dienerwort ihn grüßen, 
Fremden Fehles sich erbarmen, 
Fremden Glückes überfließen: 
Ja, zu ihres Nächsten Füßen 
Selig, selig sind die Armen! 
2. Selig sind der Sanftmut Kinder, 
Denen Zürnen wird zum Lächeln, 
Und der Milde Saat nicht minder 
Fruchtbar sprießt aus Dorn und 
Hecheln, 
Deren letztes Wort ein linder 
Liebeshauch durch Todesröcheln, 
Wenn das Zucken wird zum Lächeln: 
Selig sind der Sanftmut Kinder! 
3. Selig sind, die Trauer tragen 
Und ihr Brot mit Tränen tränken, 
Über eigne Sünden klagen 
Und der fremden nicht gedenken, 
An den eignen Busen schlagen, 
Fremder Schuld die Blicke senken: 
Die ihr Brot mit Tränen tränken, 
Selig sind, die Trauer tragen! 
4. Selig, wen der Durst ergriffen 
Nach dem Rechten, nach dem Guten, 
Mutig, ob auf morschen Schiffen, 
Mutig steuernd auf den Fluten, 
Sollte unter Sturm und Riffen 
Auch das Leben sich verbluten: 
Nach dem Rechten, nach dem Guten 
Selig, wen der Durst ergriffen! 
5. Die Barmherzigen sind selig, 
So nur auf die Wunde sehen, 
Nicht erpressend kalt und wählig, 
Wie der Schaden möcht' entstehen, 
Leise nur und saust und mählich 
Lassen drin den Balsam gehen: 
So nur nach der Wunde sehen, 
Die Barmherzigen sind selig! 
6. Überselig reine Herzen, 
Unbefleckter Jungfrau'n Sinnen! 
Denen Kindeslust das Scherzen, 
Denen Himmelshauch das Minnen, 
Die rein wie Altares Kerzen 
Endeten ihr klein Beginnen: 
Unbefleckter Jungfrau'n Sinnen, 
Überselig reine Herzen! 
7. Und des Friedens fromme Wächter 
Selig, in dem Schrecken waltend, 
Und der Einigkeit Verfechter 
Hoch die weiße Fahne haltend, 
Mild und fest gen den Verächter, 
Wie den Daun die Klinge spaltend: 
Selig, in dem Schrecken waltend, 
Selig sind des Friedens Wächter! 
8. Die um dich Verfolgung leiden, 
Höchster Feldherr, deine Scharen, 
Selig, wenn sie alles meiden, 
Um dein Banner sich zu wahren! 
Mög' es nie von ihnen scheiden, 
Nicht in Lust noch in Gefahren! 
Selig, selig deine Scharen! 
Selig, die Verfolgung leiden! 
9. Und so muß ich selig nennen 
Alle, denen fremd mein Treiben, 
Muß, indes die Wunden brennen, 
Fremden Glückes Herold bleiben.
	        
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