Überblick der deutschen Verskunst.
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1) fallende:
a) Trochäus: -- Sonne, Vater, tadeln, herrlich;
b) Daktylus: sonnige, freudiger, väterlich, tadelte;
c) der erste Päon: fonnigere, schrecklichere, freudigere;
2) steigende:
a) Jambus: -- Gestalt, getan, Verlust, herbei;
d) Anapäst: die Gewalt, Labyrinth, und er eilt;
e) der vierte Päon: ------ das Labyrinth, und er enteilt A);
3) fallend-steigende:
—a) Kretikus: -~- Meeresflut, wandelbar, voll Geduld;
— b) Choriambus: ---- Blumengestad, väterlich mild;
—'e) der zweite Epitril: —-- Meereseiland, fort gewaltsam;
4) steigend-fallende:
— a) Amphibrachys: ^ Gedanke, zufrieden, die Brüder;
—'b) Antispastus: ----- Triumphbogen, der Tag graute;
o) der zweite Päon: gewaltige, geheiliget;
5) steigend und fallend:
a) Spondeus: ) Wie sie zu lesen find, ergibt sich aus der Be-
— b) Pyrrhichius: >*-, ] schaffenheit des Metrums.
Andere, fast nur in Übersetzungen gebrauchte Versfüße sind:
1) Molossus: -— Volksaufruhr, Zeus ging fort;
2) Bacchius: --- Erfrischung, vernunftlos;
3) Antibacchius: Sturmwinde, freudvolle;
4) Jonikus a maiore: -— antwortete, wehmütige;
5) Jonikus a minore: wo der Sohn weilt, ob gefahrvoll;
6) der dritte Päon: ----- unbedächlig, die Gewalten;
7) der erste Epitrit: --— Gelehrsamkeit, der Sturmwind braust;
8) der dritte Epitrit: Abschiedserguß, Vollmond erglänzt;
9) der vierte Epitrit: Meerabgründe, Freundschaft lehrte.
Anm. Gleichartig sind die Versfüße, welche eine gleiche Bewegung haben,_ z. B. die
fallenden, die steigenden unter sich, im Gegenteil ungleichartig, z. B. die fallenden
und steigenden zu einander, l Gerade heißt ein Versfuß, bei dem die Hebung mit der
Senkung gleiche Länge bat, z. B. Daktylus, sonst ungerade, z. B. Trochäus.
Zweites Kapitel.
Metrik (Versbau).
A. Vers arten.
a. Vorbemerkungen.
§ 7. Die deutsche Verskunst hat, soweit sie sich in den poetischen Werken
der Vorzeit zurückverfolgen läßt, wenn sie nicht durchaus verwildert war, immer das
1) In den lateinischen, aber nach Schreibung und Aussprache französisch gefärbten Wör¬
tern Regulativ, Lokomotiv, Nominativ, Religion, Resolution, Adspiration
u. a. ist die letzte Silbe gedehnt, die andern sind kurz, auch die erste; nur diese wird geschärft w.
ausgesprochen, kann darum im Vers als Länae gelten. wie ;. B. Religion, Gallömäme ^bei^
SchillersDanach muß man auch betonen Accusativ, nicht Accüsatkv (gleichsam Akussativ),^^7^
wie man oft hört.