Full text: [Teil 3 = Quarta, [Schülerband]] (Teil 3 = Quarta, [Schülerband])

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Bilder aus der deutschen Geschichte. 
Belagerer noch von zwei Seiten her vom Meere beschießen. Hinter 
diesen Schutzwehren hatten sich die Dänen gelagert nnb setzten den 
heldenmütigen Angriffen der Preußen eine gleich heldenmütige Ver¬ 
teidigung entgegen. Mehrere Wochen lang war die ganze Ebene 
zwischen den Schanzen der Dänen und dem Kriegslager der Preußen 
der Schauplatz fortwährender Kämpfe. Die Preußen legten tiefe und 
breite Laufgräben an, in welchen sie den Schanzen immer näher kommen 
konnten. Um dies zu verhindern, unterhielten die Dänen aus ihren 
Schanzen fortwährend ein heftiges Kartätschen- und Granatfeuer. Zu 
gleicher Zeit feuerten dänische Kriegsschiffe, besonders das Panzerschiff 
„Rolf Krake", von dem Meere aus auf die Preußen. Aber auch die 
preußischen Kanonen rückten rasch vor, schützten die Arbeiten der Be¬ 
lagerer und richteten in den dänischen Befestigungen große Verwüstung 
an. Das heftigste Gefecht war am zweiten Oslertage. Bis auf 000 
Schritte waren die Preußen an die Schanzen vorgerückt. Da wurde 
im Kriegsrate beschlossen, den Sturm am Montag, den 18. April,, 
morgens 10 Uhr, auszuführen. 
Schon mehrere Tage vorher waren die sechs Sturmkolonnen, 
welche das Unternehmen ausführen sollten (je eine Kompagnie von 
jedem Bataillon Infanterie) durchs Los bestimmt worden. Die Mann¬ 
schaften, die der gefahrvollen Ehre teilhaftig wurden, hatten sich dazu 
durch den gemeinsamen Genuß des hl. Abendmahles in ernster Weise 
vorbereitet. 
Die Anordnungen zum Sturme wurden in aller Stille getroffen; 
selbst die durch das Los bestimmten Sturmkolonnen wußten am Tage 
vorher noch nicht die genaue Stunde. Plötzlich erscholl um 12 Uhr in 
der Nacht vom 17. auf den 18. das Kommando: „Sturmkolonnen vor!" 
und die dazu bestimmten Kompagnien mußten sich in den Laufgräben 
aufstellen. Innerhalb einer Stunde waren alle an Ort und Stelle. 
Es war eine schöne, sternenhelle Nacht, und die zahllosen feurigen 
Bomben und Granaten, die herüber und hinüber mit furchtbarem Ge¬ 
räusche die Luft durchzogen, verliehen dem Ganzen ein schreckliches, 
aber erhabenes Aussehen. Endlich brach der Tag an. Die Kanonade 
wurde immer heftiger, die Spannung der Soldaten immer größer. 
Endlich um 10 Uhr schwieg der Kanonendonner, und es trat eine un¬ 
heimliche Stille ein, wie sie einem schweren Ungewitier voranzugehen 
pflegt. Da schlugen plötzlich die Tambours den Sturmmarsch, die 
Musikchöre spielten: „Ich bin ein Preuße", und auf das Kommando: 
„Vorwärts zum Sturm!" brachen zu gleicher Zeit alle Sturmkolonnen 
aus den Laufgräben hervor, zuerst Schützen, dann Pioniere mit Hand¬ 
werkszeug und Sturmgerät, dann die eigentlich Stürmenden, dann 
wieder Reserve und Artilleristen. Heftiges Infanterie- und Kartätschen¬ 
feuer begrüßte die Tapferen, aber es vermochte den Ungestüm der 
vorwärts stürmenden Truppe nicht aufzuhalten. Ohne einen Schuß
	        
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