Vorwort.
Das Lesebuch, dessen dritter Teil hiermit erscheint, verdankt seine
Entstehung den Forderungen der neuen Lehrpläne von 1901, die für
die Bearbeitung in jeder Hinsicht maßgebend waren. Dadurch dürfte
es einen großen Vorzug vor den älteren Lesebüchern haben, die, nach
anderen Grundsätzen bearbeitet, jetzt den neuen Lehrplänen notdürftig
angepaßt werden.
Wir haben bei. unserer Arbeit besonders darauf geachtet, daß
jedes Stück, in einer klaren, unbedingt richtigen und dem Verständ¬
nisse der betreffenden blasse angemessenen Sprache geschrieben, eine
abgerundete Einheit mit übersichtlichen Teilen und einer klaren Dis¬
position bildet. Deshalb mußte von vornherein darauf verzichtet
werden, einfach Stücke aus dem Zusammenhange irgend eines größeren
Werkes unverändert zu entnehmen. Es war vielmehr unsere oft nicht
leichte Aufgabe, den gebotenen Stoff so zu gestalten, daß er jedesmal
ein abgeschlossenes, aus sich selbst verständliches Ganzes bildet und für
die Jugend angemessen und interessant ist. Dazu gehörte vor allem auch
ein frischer, lebendiger Ton und eine möglichst große Anschaulichkeit.
Alles, auch das zeitlich und räumlich Fernliegende, mußte in deutschem
Sinne und mit frischer Lebendigkeit behandelt werden, wenn es wirklich
unsere Knaben so ansprechen soll, daß sie gern zum Lesebuch greifen
und in ihm nicht bloß eine andere Form ihres Lehrbuches der Geschichte,
Geographie usw. sehen.
Der Beziehung zu den übrigen Unterrichtszweigen wurde besondere
Aufmerksamkeit zugewandt. Für die naturkundlichen Leseslücke ist ein
hervorragender Fachmann gewonnen worden, der sie für sämtliche
blassen nach einem einheitlichen Plane im genauen Anschlüsse an die
Lehrpläne bearbeitet. Diese wie sämtliche anderen Lesestücke sind so
gehalten, daß sie von jedem Deutschlehrer ohne weitere Fachkenntnisse
durchgenommen werden können. Denn nach unserer Meinung dürfen
die Abschnitte aus der Geschichte, Geographie und Naturkunde nicht
„solche Lesestücke darbieten, deren Durchnahme wir von den Fachlehrern
der Geschichte, Erdkunde und Naturkunde erhoffen"*); sondern das
deutsche Lesebuch soll für den Deutschlehrer sein und nichts enthalten,
was für diesen und seine besondere, ihm durch die Lehrpläne zugewiesene
Aufgabe keinen Wert hat, wodurch nicht ausgeschlossen ist, daß auch
die übrigen Lehrer daraus Anregung und Förderung für ihren Unter¬
richt schöpfen können.
*) Jaenicke und Lorenz in der Vorrede zu ihrem „Lehr- und Lesebuch für
den deutschen Unterricht". Berlin 1900.