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2. Es schwebt eine Brücke, hoch über den Rand
Der furchtbaren Tiefe gebogen,
Sie ward nicht erbauet von Menschenhand,
Es hätte sichs keiner verwogen;
Der Strom braust unter ihr spät und früh.
Speit ewig hinauf und zertrümmert sie nie.
3. Es öffnet sich schwarz ein schauriges Thor,
Du glaubst dich im Reiche der Schatten,
Da thut sich ein lachend Gelände hervor,
Wo der Herbst und der Frühling sich gatten;
Aus den Lebens Mühen und ewiger Qual
Möcht ich fliehen in dieses glückselige Thal!
4. Vier Ströme brausen hinab in das Feld,
Ihr Quell, der ist ewig verborgen;
Sie fließen nach allen vier Straßen der Welt,
Nach Abend, Nord, Mittag und Morgen,
Und wie die Mutter sie rauschend geboren,
Fort flichn sie und bleiben sich ewig verloren.
5. Zwei Zinken ragen ins Blaue der Luft
Hoch über der Menschen Geschlechter,
Drauf tanzen umschleiert mit goldenem Duft
Die Wolken, die himmlischen Töchter.
Sie halten dort oben den einsamen Reihn,
Da stellt sich kein Zeuge, kein irdischer, ein.
6. Es sitzt die Königin hoch und klar
Auf unvergänglichem Throne,
Die Stirn umkränzt sie sich wunderbar
Mit diamantener Krone;
Drauf schießt die Sonne die Pfeile von Licht,
Sie vergolden sie nur und erwärmen sie nicht.
Fr. von S chiller (1804).
91. Meeresstille. —
Tiefe Stille herrscht im Wasier,
Ohne Regung ruht das Meer,
Undbekümmert sieht der Schiffer
Glatte Fläche rings umher.
Glückliche Fahrt.
5 Keine Luft von keiner Seite!
Todesstille fürchterlich!
In der ungeheuern Weite
Reget keine Welle sich.
io