Full text: [Teil 4, [Schülerband]] (Teil 4, [Schülerband])

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98. Elegie auf das Grab meines Vaters. 
1. Selig alle, die im Herrn entschliefen! 
Selig, Vater, selig bist auch du! 
Engel brachten dir den Kranz und riefen, 
Und du gingst in Gottes Ruh; 
2. Wandelst über Millionen Sternen, 
Siehst die Hand voll Staub, die Erde, nicht, 
Schwebst im Wink durch tausend Sonnenfernen, 
Schauest Gottes Angesicht; 
3. Siehst das Buch der Welten aufgeschlagen, 
Trinkest durstig aus dem Lebensquell; 
Nächte, voll von Labyrinthen, tagen, 
Und dein Blick wird himmelhell. 
4. Doch in deiner Überwinderkrone 
Senkst du noch den Vaterblick aus mich, 
Betest für mich an Jehovahs Throne, 
Und Jehovah höret dich. 
5. Schwebe, wann der Tropfen Zeit verrinnet, 
Den mir Gott aus seiner Urne gab, 
Schwebe, wann der Todeskampf beginnet, 
Aus mein Sterbebett herab; 
6. Daß mir deine Palme Kühlung wehe, 
Kühlung, wie von Lebcnsbäumen traust; 
Daß ich sonder Graun die Thäler sehe, 
Wo die Auferstehung reift; 
7. Daß mit dir ich durch die Himmel schwebe, 
Wonnestrahlend und beglückt wie du; 
Und mit dir auf einem Sterne lebe 
Und in Gottes Schoße ruh. 
8. Grün indessen, Strauch der Rosenblume, 
Deinen Purpur auf sein Grab zu streun! 
Schlummre wie im stillen Heiligtume, 
Hingesäetes Gebein! 
Chr. Hölty (177b).
	        
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