Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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gefiederten Wedeln gebildete kleine Krone, überragt von einer scharfen hell¬ 
grünen Spitze, die der Palme das Ansehen eines schwankenden Rohres gibt. 
Die Palmen scheinen die Geselligkeit zu lieben; denn wo sie vorkommen, trifft 
man sie auch gleich in großer Anzahl. Ihr Anblick ist überaus malerisch, 
jedes Lüftchen schaukelt sie, und sanft schütteln sie das liebliche Haupt, als 
ob sie voll Huld und Anmut hcrabgrüßen wollten. Doch wir vergessen über 
den schlanken Palmen beinahe die baumartigen Farnkräuter, die allein an 
Schönheit und Mannigfaltigkeit mit ihnen wetteifern können. Sie ähneln 
sehr den Palmen, nur ist ihr leichtes, biegsames Blätterdach flacher und 
weniger buschig als das der Palmenkrone. 
130. Die Steppe. 
Wo in den wärmeren Teilen der gemäßigten Zone die Bewässerung 
fehlt und der durchlässige Boden das Grundwasser in unerreichbare Tiefen 
versinken läßt, da liegt das Reich der waldlosen Steppe. 
Sie beginnt im Süden der Karpathen und erstreckt sich dann in ununter¬ 
brochenem Zuge durch das ganze südliche Rußland vom Dnjestr über den 
Uralfluß hinaus nach Asien, wo sie, im Osten allmählich in hohes Tafelland 
aufsteigend, bis an die chinesische Mauer reicht. Sie trügt weder Baum noch 
Strauch ; auf welliger Ebene, die dem uferlosen Meere gleicht, bilden hohe 
Steppengräser, die sich nicht zu weichem Rasen zusammenschließen, sondern 
in gesonderten, starren Büscheln hervorsprießcn, ein wogendes Feld, in dem 
das Roß des schweifenden Kosaken sich verbirgt. Auf lehmigem Boden 
erheben sich dornige Ginster- und Tragantbüsche oder hochwüchsige Doldcn- 
pflanzen. Während der glühendheißen, regenlosen Sommerzeit ist die Steppe 
völlig ausgebrannt, nur in unterirdischen Zwiebeln, Knollen und Wurzel- 
stöcken erhält sich, wie unter der Asche schlummernd, ein Funke des Pflanzcn- 
lebens; durch die Herbstregen wird er wieder angefacht, und wie mit einem 
Zaubcrschlage verwandelt sich die Steppe in wenigen Tagen in einen Blumen¬ 
garten, den die schönsten Arten von Lilien, Hyazinthen, Tulpen, Kaiser¬ 
kronen, Zeitlosen, Orchideen in allen Farben des Regenbogens schmücken; der 
strenge, schneearme Winter unterbricht bald das Leben, bis der Frühling 
aufs neue einen schnell vergänglichen Blumenflor ins Dasein ruft. 
In der Steppe gedeiht keine Kultur; sie ist den Nomadenstämmen 
preisgegeben, die oft von hier ausschwärmend sich über die gesegneten Gefilde 
nach Ost und West ergossen. Nur wo tief eingeschnittene Flußthäler die 
Möglichkeit künstlicher Bewässerung bieten, da erscheinen mitten in der 
Steppe, wie Oasen in der Wüste, die fruchtbarsten Getreidefelder der Welt, 
die sich schon in alter Zeit zu blühenden Kulturmittelpunkten entwickelten;
	        
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