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Die Franzosen hielten es gar nicht der Mühe wert, sich in der aus¬
gebrannten, leeren und schwarzen Klause umzusehen. Sie marschierten vorüber,
der Schanze zu, die nur eine halbe Stunde oberhalb der Klause lag. Die
Österreicher darin wurden aufgefordert sich zu ergeben. Sie antworteten
aber mit ihren Kanonen so, daß der französische General, nachdem er sich zu
weit gewagt hatte, sich mit seinen Leuten wieder um die Ecke des Berges
zurückziehen mußte. Aber es half den Österreichern nichts. Dem Judas
Jschariot wurde auch die linke Hand mit Gold gefüllt. Diesen Wegweiser
voran, stunden bald etliche hundert Franzosen im Rücken der Schanze und
schossen von oben herab aus allen Laufen hinein, wie die Bergschützen von
oben in ein Ablernest hincinschicßen, wenn sic es nicht ausnehmen können,
sondern nur zerstören wollen.
Ich stand — jetzt möchte ich cs auch nicht mehr thun — nicht sehr weit
von der Schanze auf einem Felsen und konnte mitten hinein sehen. Der
Hauptmann darin ließ seine Kanonen drehen und die Läufe hochrichtcn. Aber
sie schadeten dem Feinde nichts mehr, und auch die Scharfschützen hatten ihre
Patronen bald verschossen. Dies merkten die Franzosen und kamen in Hellen
Haufen heran. Der österreichische Hanptmann nahm einem gefallenen
Kanonier die brennende Lunte aus der Hand und stellte sich damit an einen
Wagen mit Munition. Bald aber sank er, von einer Kugel getroffen, zwischen
die Räder, itnb die Lunte fiel aus seiner Hand in den offnen Kasten des
Pulvcrkarrcns. Indes erstiegen die Franzosen den Wall und fingen an die
wenigen tapfern Verteidiger, die keinen Pardon nahmen, niederzustoßen. —
Da that es auf einmal einen furchtbaren Schlag. Ein dicker Dampf bedeckte
die ganze Schanze, und als er sich den Berg langsam hinaufgezogen hat, ist
sie wie ausgekehrt. Die Lunte, die ans der Hand des wackern Hnnptmanns
zwischen die Patronen gefallen war, hatte nicht eher gezündet, als bis die
Granaten mit einem Deutschen zehn Franzosen und noch mehr nieder¬
schmettern konnten.
Als wir eine halbe Stunde darauf vor der eroberten Schanze vorüber¬
zogen, war cs darin schwarz wie in der Schmelzhütte von Bleiberg und so
leer wie vorhin, als Sie, Herr, daran vorbeigegangen sind. Nur die Läufe
der Kanonen blieben liegen; die verbrannten Leichname hatte cs bis auf die
Straße hcrübergeworfen."— „Nun, und der Judas, der Verräter?" fragte
der Erzähler den Fuhrmann, welcher aufstand und damit zu erkennen gab,
daß seine Geschichte ans sei. „Der", antwortete der Gefragte, „ist mit den
Franzosen weiter gezogen, man weiß nicht wohin. Im Kärntner Lande hi t
er sich nicht mehr blicken lassen. Es wird bei ihm wie bei Kain geheißen
haben: Die Stimme von deiner Brüder Bült schreit zu mir von der Erde.
Unstät und flüchtig sollst du sein auf Erden!"