Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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genommen und vor den Stadtpräfekten Rusticus geführt. Dieser suchte ihn zu 
überreden, er solle sich den Befehlen des Kaisers gehorsam erweisen und den 
Göttern opfern. Justinus berief sich auf seine Religion, die ihm das verbiete. 
Auf des Präfekten Frage, was für eine Religion das sei, antwortete der 
Glanbensheld, er habe in keiner Wissenschaft Befriedigung gefunden, sondern 
einzig in der christlichen Religion, so sehr sie auch verachtet würde. „Elender", 
rief darauf der Präfekt im Zorn, „so sehr bist du von dieser Religion einge¬ 
nommen?" — „Das bin ich, ich folge den Christen, und ihre Religion ist die 
rechte." — „Was ist ihre Lehre?" — „Wir glauben an einen Gott, den 
Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren, und bekennen, daß unser Herr 
Jesus Christus der Sohn Gottes ist, der vor Zeiten von den Propheten vor¬ 
her verkündigt, einst als Richter des menschlichen Geschlechts erscheinen wird. 
Ich bin viel zu gering, etwas Würdiges von seiner unendlichen Gottheit zu 
sagen; das thaten vor Jahrhunderten schon die Propheten! „Jetzt wandte sich 
Rusticus zu den übrigen Angeklagten und vernahm von ihnen, daß auch sie 
Christen und meist schon von ihren Eltern im Christentum erzogen wären. 
Nachdem er das Verhör der anderen beendigt hatte, redete er wieder Justinus 
an. „Höre", sprach er, „du scheinst mir recht beredt zu sein und wähnst die 
wahre Weisheit zu besitzen. Hoffst bit in den Himmel zu kommen, wenn ich 
dich von Kopf zu Fuße geißeln lasse?" — „Ich hoffe cs nicht nur, sondern 
ich bin dessen vollkommen gewiß." — Nun wollte Rusticus ihn und seine Ge¬ 
fährten zwingen zu opfern und drohte mit Folterqualen, wenn sie sich noch 
länger weigerten. Freudig erwiderte Justinus: „Das gehört ja zu unsern 
heißesten Wünschen, um unseres Herrn Jesu Christi willen zu leiden und selig 
zu werden." Die übrigen fügten bestätigend hinzu: „Mach deine Sache ge¬ 
schwind, wir sind Christen und werden den Götzen in keinem Falle 
opfern!" Lob- und Danklieder singend wurden darauf die mutigen Bekenner 
nach dem Richtplatz geführt, erst gegeißelt und dann enthauptet. Dies geschah 
etwa um 165nach Chr.; Justinus hatte das Alter von 64Jahren erreicht. 
66. Kleidung und Bewaffnung der alten Deutschen. 
Es ist ein Irrtum, wenn man glaubt, die Germanen wären je so dürftig 
bekleidet umhergegangen wie die Stämme der Wilden in den Tropcnlündern. 
Schon das kühle, feuchte, teilweise sogar rauhe Klima ihres Landes nötigte sie 
auf ihre Bekleidung Wert zu legen. Mochten auch die Kinder nackt am Herd- 
feuer aufwachsen, so waren doch die Erwachsenen stets in enganschließende 
Tierfelle gekleidet, wozu schon in früher Zeit Wämser und Hosen aus Wolle 
oder seltener ans Leinen kamen. Außerhalb des Hauses wurde noch ein kurzer 
Mantel von ungefärbter Wolle angelegt, der auf einer Schulter mit einer
	        
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