Full text: [Teil 5, [Schülerband]] (Teil 5, [Schülerband])

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Es ist des Lebens Angst und Slot. 
Du bist's, der zwischen Tod und Leben 
Am grünen Strauch der Welt muß schweben. 
Die beiden, so die Wurzel nagen, 
70. Dich samt den Zweigen, die dich tragen, 
Zn liefern in des Todes Macht, 
Die Mäuse heißen Tag und Nacht. 
Es nagt die schwarze wohl verborgen 
Vom Abend heimlich bis zum Morgen, 
75. Es nagt vom Morgen bis zum Abend 
Die weiße, wurzeluntergrabend. 
Und zwischen diesem Graus und Wust 
Lockt dich die Beere Sinnenlnst, 
Daß du Kamel — die Lebensnot, 
80. Daß du im Grund den Drachell — Tod, 
Daß du die Mäuse — Tag und Nacht 
Vergissest, und ans nichts hast acht, 
Als daß du recht viel Beerlein haschest, 
Ans Grabes Brnnnenritzen naschest. Rücken. 
119. vor Kerker. 
Komm, folge mir im Geiste freiwillig auf einige Augen¬ 
blicke in die Hölle auf Erden, und lass diesen Gang uns 
erschüttern, durcliwettern und warnen, auf dass nicht einst 
unser Leib gezwungen und länger daselbst verweilen müsse! 
Zwei Thüren von dicken Bohlen, mit festen, massiven 
Schlössern versehen, Schliessen einen unheimlichen Raum, 
den rings gewaltige Steinmauern umzwängen. In der einen 
Wand befindet sich ein kleines Fenster, das mit einem starken 
Eisengitter verwahrt ist; alle übrigen Wände sind, wie die 
Decke, kahl und einförmig. Du erblickst hier weder Sofa 
noch Stuhl, weder Tisch noch Bett, weder Lampe noch 
Leuchter, weder Buch noch Feder, noch sonst irgend etwas, 
das zur Zerstreuung oder Bequemlichkeit dienen könnte; 
ein eiserner Ofen, ein hartes Strohlager, ein schwerer Block 
und unzerreifsbare Ketten, das ist die ganze Summe des 
Geräts. Und weshalb ist diese Grube gemauert? Sollen 
Wölfe oder Tiger in ihr hausen? Mit nickten! Für Men¬ 
schen ist sie bestimmt; für freigeborne Menschen, die einst 
den Stempel der Gottähnlichkeit an ihrer Stirn trugen! Da 
sitzt er, der freche Verbrecher, und rasselt mit den Ketten 
und knirscht mit den Zähnen; die furchtbarste Langeweile
	        
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