kenden Geldes willen. Dem Tode hatte ich oft ohne Bangen ent¬
gegen gesehen, aber nie in dieser Gestalt mir ihn gedacht. Die
entsetzlichste Angst klemmte mir das Herz zusammen, sie hinderte
eine wohlthätige Ohnmacht, die Angst wurde immer tötender;
seufzen durfte ich nicht, beten konnte ich nicht. Doch diese Tiger
kamen nicht zu mir; sie kamen heran, bis das Blut mir in den
Adern stockte; dann schien ein gewisses Etwas zwischen mir und
ihnen zu sein, und weiter in§ tiefe Feld hinein verloren sie sich.
Es hatte des Herrn Hand zwischen mir und ihnen einen tiefen
Graben gezogen. So ist des Herrn Hand oft rettend zwischen
dem Menschen und feinem Verderben, und der Mensch sieht seinen
Retter nicht. Und einsam war ich wieder; aber nun traten die
Schrecken der öden Einsamkeit, die Qualen des Verschmachtens ein.
O, sie sind furchtbar, diese Qualen, und zu Jahrhunderten werden
die Minuten! Grauenvoll war das Leuchten der Blitze über die
Toten hin und vernichtend die Stimme des Himmels durch das
irdische Gewimmer. Da rauschte es über mir, neben mir, kühle
schwere Tropfen fielen auf die heiße Stirn, ein schöner Gewitter¬
regen brauste über das Leichenfeld. Gott hatte meine Leiden
gesehen, er netzte seinen Finger und kühlte die brennende Zunge
mir. Eine unbegreifliche Erquickung durchschauerte mich. Es war
nicht bloß der Leib, der in süßer Kühlung neues Leben fand, es
waren nicht bloß die Bande des Schreckens, des Entsetzens, die
sprangen und frei die Seele gaben, nein: in meinem Herzen, das
bis dahin nur Irdisches empfunden, empfand ich nun Gott, empfand
sein Dasein, sein Erbarmen, seine Liebe. Jeremias Gotthelf.
121. Abendlandschaft.
1. Goldner Schein
Deckt den Hain;
Mild beleuchtet Zauberschimmer
Der umbüschten Waldburg Trümmer.
2. Still und hehr
Strahlt das Meer;
Heimwärts gleiten, sanft wie Schwäne,
Fern am Eiland Fischerkähne.
3. Silbersand
Blinkt am Strand;
Röter schweben hier, dort blässer,
Wolkenbilder im Gewässer.
4. Rauschend kränzt,
Goldbeglänzt,