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die Luft nimmer auf das Quecksilber wirken kann, bis es endlich
der Vater entdeckt, und hätte die beste Lust, er gebe dem Büb-
lein eine Ohrfeige, — wer weiß, was er thut, wenn's zum
zweitenmal geschieht.
Wenn es ihm aber mit feiner Vorsicht gelungen ist, die
Öffnung wieder frei zu machen, die Luft kann wieder auf das
Quecksilber drücken wie vorher, stärker oder schwächer, alsdann
fängt es auch wieder au lustig zu steigen und zu fallen. Also
rührt die Veränderung in den: Stand des Quecksilbers von der
Luft her, welche durch die Öffnung des Kölbleins hineingeht
und auf das Quecksilber drückt.
Daß aber die Luft atleiu es sei, welche imstande ist, mit
wunderbarer Kraft das Quecksilber 28 Zoll hoch in die Röhre
hinauf zu treiben und in dieser Höhe schwebend zu erhalten, ist
der Beweis, wenn die Röhre oben an der Spitze abbricht, und
die Luft jetzt dort auch hineinkommt, wo vorher keine war,
fällt das Quecksilber in der Röhre auf einmal so tief herab, bis
es demjenigen, als in dem Kölblein steht, gleich ist und hat
alsdann alles ein Ende; denn die Luft in der Röhre und die
Luft in dem Kölblein drückt jetzt mit gleicher Gewalt gegen¬
einander und vernichtet ihre Kraft an sich selber, also daß das Queck¬
silber freies Spiel bekommt und seiner eigenen Natur folgen
kann, die da ist, daß es vermöge seiner Schwere hinuntersitzt
bis auf den Boden, oder auf das Unterste des Raumes, worin
es eingeschlossen ist.
Merke sechstens und endlich: Es hat eine lange Erfahrung
gelehrt, wenn die Luft anfängt sich stärker auszudehnen und zu
drücken, daß alsdann gemeiniglich auch das Wetter heiter und
schön wird. Wenn sie aber nachläßt und gleichsam matt wird,
inan weiß nicht warum, so macht sich gewöhnlich ein Regen zu¬
recht oder ein Sturmwind oder ein Gewitter. Welchermaßen nun
das Steigen und Fallen des Quecksilbers einen stärkern oder
schwächern Druck der Luft anzeigt, solchermaßen kündigt es auch
zum voraus Sonnenschein und Regen an, wenn nichts anderes
dazwischen kommt. Bisweilen fallieren alle Zeichen und Hoff¬
nungen, wie dem Leser wohl bekannt ist.
Denn der liebe Gott hat auch noch allerlei andere kleine
Hausmittel, um den Wechsel der Witterung zu hindern oder zu
fördern, welche er bis jetzt noch niemand verraten hat. Die
Wettergelehrten ärgern sich schon lange darüber.
Solche Bewandtnis hat es mit der Einrichtung und den
Eigenschaften des Wetterglases. Ein andermal will der Haus¬
freund vortragen, was bei der Beobachtung desselben zu beob-
Lüben und Racke, Lesebuch. V. 4