Erste Abtheilung.
Naturbilder.
1. Gott in der Natur.
Kind, woher kommst du? Was hat dein Auge erblickt? Wo¬
hin ist dein Fuß gewandert?
Ich bin auf der Wiese hingewandert im dicken Grase, das
Vieh weidete um mich her oder ruhete im kühlen Schatten, das
Korn keimte auf dem Felde, der Mohn blühete zwischen dem
Weizen, Alles glühete und glänzte in Pracht.
Und hast du weiter nichts gesehen, weiter nichts bemerkt?
Kehre zurück, Kind, es sind größere Dinge da, als diese. Gott
war ja in den Feldern, und haft du ihn denn nicht gesehen?
Seine Schönheit war sichtbar auf der Wiese, der Sonnenschein
war sein Lächeln.
Ich bin durch den dunklen Wald spazieren gegangen, der
Wind flüsterte zwischen den Bäumen, und der Bach stürzte sich
mit lustigem Rauschen von dem Felsen herab, das Eichhörnchen
hüpfte von Zweig zu Zweig, und die Vöglein sangen in den
Bäumen.
Und hörtest du nichts, als das Rauschen des Baches? kein
Flüstern, als das Flüstern des Windes? Kehre zurück, Kind,
es sind größere Dinge da, als diese. Gott war in den Bäumen,
seine Stimme erklang in dem Rauschen des Wassers, die Stimme
der Vöglein im Schatten war seine Stimme, und du hast ihn
nicht gehört?
Ich sah den Mond hinter den Bäumen aufgehen, er war
glühend wie eine goldne Lantpe. Die Sterne erschienen nach und
nach am klaren Firmainente. — Bald darauf aber sah ich schwarze
Wolken aufsteigen, der Blitz zuckte in feurigen Strahlen über den
Himmel, der Donner rollte, erst in der Ferne, dann näher und
näher, und ich wurde erschreckt, denn er war laut und fürchterlich.
Und fühlte dein Herz keinen Schrecken außer dem vor dem
Donner? War im Walde nichts fürchterlich, als der Blitz?
Lüben und Racke, v'esebuch. V. 1