Hektar.
Teures Weib, gebiete deinen Tränen!
Nach der Feldschlacht ist mein feurig Sehnen,
Diese Arme schützen Pergamus.
Kämpfend für den heil'gen Herd der Götter
Fall' ich, und des Vaterlandes Retter
Steig' ich nieder zu dem styg'schen Fluß.
Andro mache.
Nimmer lausch' ich deiner Waffen Schalle,
Müßig liegt dein Eisen in der Halle,
Priams großer Heldenstamm verdirbt.
Du wirst hingehn, wo kein Tag mehr scheinet,
Der Cocytus durch die Wüsten weinet.
Deine Liebe in dem Lethe stirbt.
Hektar.
All mein Sehnen will ich, all mein Denken
In des Lethe stillen Strom versenken.
Aber meine Liebe nicht.
Horch! der Wilde tobt schon an den Mauern,
Gürte mir das Schwert um, laß das Trauern!
Hektors Liebe stirbt im Lethe nicht.
61. Belsazar.
Von Heinrich Heine.
1. Die Mitternacht zog näher schon;
In stummer Ruh' lag Babylon.
2. Nur oben in des Königs Schloß,
Da flackert's, da lärmt des Königs Troß.
3. Dort oben in dem Königssaal
Belsazar hielt sein Königsmahl.
4. Die Knechte saßen in schimmernden Reihn
Und leerten die Becher mit funkelndem Wein.
6. Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht'
So klang es dem störrigen Könige recht.
6. Des Königs Wangen leuchten Glut;
Im Wein erwuchs ihm kecker Mut.
7. Und blindlings reißt der Mut ihn fort.
Und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort.