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und schütten so den Auswurfskegel immer mehr und mehr auf. Die leichteren
Stücke von kleinerem Umfang, sowie die feine Asche werden von dem auf¬
wirbelnden Dampfe mit fortgerissen und oft über ungeheuer weite Strecken hin¬
weggeführt. Die Masse der Stoffe, welche oft in dieser Weise, besonders in
Form von Rapillis (kleinen Steinstücken), kleinen Schlacken und ungemein zer¬
teilter Asche ausgespieen werden, grenzt an das Unglaubliche.
Die bei dem Platzen der Dampfmassen in die Höhe geschleuderten Schlacken
bilden eine Garbe glühender Massen über dem Krater, welche der pinienförmigen
Ausdehnung der Wolke gleichsam als Stamm dient. Jede platzende Dampf¬
blase schleudert die verschlackte Lavadecke in die Luft, entblößt so die lebhaft
glühende Oberfläche, deren rotes Licht auf den Dampfwolken und der empor¬
geschleuderten Schlackengarbe wiederstrahlt. Man glaubt deshalb bei ungenügender
Beobachtung, Flammenausbrüche zu sehen, welche durch die Schlackengarbe empor¬
lodern; und in der That sprechen auch alle älteren Beobachter von Feuergarben
und Flammen, welche aus dem Krater des Vulkans emporschössen. Neuere
Beobachter, welche auf die Ursache der Erscheinung aufmerksam waren, haben bei
den Ausbrüchen selbst keine Flammen beobachtet, oder doch nur in äußerst seltenen
Fällen. In den Zwischenräumen der Eruptionen hat man freilich, sowohl auf
dem Vesuv, als aus dem Ätna, teils in dem Krater selbst, teils aus den seit¬
lichen Gehängen des Aschenkegels, kleine Flammen beobachtet, welche mit
zischendem Geräusche aus Spalten hervorbrachen und nach Versicherung der
Gelehrten aus brennbaren Luftarten bestanden. Jedenfalls sind indes, wenn
auch bei den größeren Eruptionen solche brennbaren Gase ins Spiel kommen
sollten, dieselben doch in zu unbedeutender Menge vorhanden, als daß man aus
ihnen die Feuergarbe ableiten könnte, welche sich aus dem Krater des Berges zu
erheben scheint; diese entsteht vielmehr aus dem Wiederschein der glühenden
Massen, welche durch die Explosion der Wasserdämpfe entblößt werden. Daher
ist die Bezeichnung „feuerspeiender Berg" auch eigentlich unrichtig.
Es wurde schon oben bemerkt, daß die im feurigen Flusse befindliche Lava,
welche den Krater und den darunter befindlichen Schlot des Vulkans erfüllt,
von den Wasserdämpfen emporgehoben wird.- In vielen Füllen hebt die Elasticität
des eingeschlossenen Wasserdampfes die Lava so hoch, daß diese über den Rand
des Kraters hinwegfließt und nun einen Strom bildet, der sich längs des Aschen¬
kegels hinab ergießt. Indes findet dies Überfließen der Lava nur über den
niedrigeren Vulkanen statt; bei den höheren spaltet sich der Berg an einer
gewissen Stelle, in der Nähe seines Grundes, und aus dieser Spalte ergießt
sich dann der Lavastrom. An dem Aufbruchsorte einer solchen Seitenspalte, aus
welcher die Lava tritt, schüttet sich dann meist auf dieselbe Weise ein Schlacken¬
kegel auf, wie dies an dem Krater der Fall ist. Das Fließen der Lava selbst
bietet je nach der größeren oder geringeren Flüssigkeit ihrer Masse und nach dem
Grade ihrer Erhitzung, sowie nach der Böschung der Abhänge, auf welchen sie
fließt, sehr verschiedene Erscheinungen dar. Die Oberfläche der Lava erkaltet
sehr schnell, erhärtet und bietet nun eine vielfach gespaltene Kruste dar, aus
welcher noch überall Wasserdämpfe sich entwickeln. Die unter dieser Kruste fort¬
glühende Lava, welche nur äußerst langsam erkaltet, fließt langsam vorwärts.