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30. Die Steppen der Kirgisen.
kronen, Tulpen und anderen Blumen geschmückt. In einigen Gegenden
erheben sich die blühenden Kräuter zu einer wundersamen Höhe. Wenn
man in den niedrigen tartarischen Fuhrwerken sich durch die weglosen
Teile dieser Krautsteppen bewegt, so kann man nur aufrecht stehend über
sie hinwegsehen. Kaum vermögen es die Räder, die waldartig dicht⸗
gedrängten Pflanzen vor sich niederzubeugen. Andere dieser asiatischen
Steppen sind bloße Grasebenen. Noch andere sind mit saftigen, immer—
grünen, salzhaltigen Pflanzen bedeckt. Viele leuchten aus der Ferne wie
die Schneefelder von dem flechtenartig aufsprießenden Salze, das wie frisch⸗
gefallener Schnee den thonigen Boden verhüllt.
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Trampeltier. n. G.
Die Kirgisen, welche diese Steppen bewohnen, führen während der
schönen Jahreszeit ein wahrhaft angenehmes Leben. Nicht an einen Fleck
gebunden, ziehen sie in ihrem großen Gebiete umher und überlassen sich
ganz dem Eindrucke der ewig frischen und immer wechselnden Natur, die
über ihr Leben einen eigenen Reiz verbreitet. Ihre Hauptnahrungsquelle
sind ungeheure Schafherden, die bei reichen Kirgifen an 20000 Stück
zählen. Ein anderes wichtiges Haustier ist ihnen das zweibuckelige Kamel,
das sie als Lasttier brauchen. Auf ihren dauerhaften Pferden fliegen sie
pfeilschnell durch die Ebenen. Aus der Wolle der Schafe bereiten sie
dichte Decken zur Bekleidung ihrer Wohnungen und zu anderen Zwecken.
Aus den Kamelhaaren weben sie ebenfälls vrauchbare Zeuge. Mit Vieh,
Häuten und Wolle treiben sie auch Tauschhandel mit Russen, Bucharen
und Chinesen, von denen sie Mehl, Küchengeräte, Waffen, Schießbedarf,
fertige Kleider u. s. w. erhalten. Nebenbei führen sie auch die Waren
der Kaufleute auf ihren Kamelen durch die weiten Steppen von einem
Lande ins andere.