Full text: Hülfsbuch zum heimatkundlichen Unterricht

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Fallen des Wassers, die Ebbe. Ebbe und Flut bezeichnet 
man als Gezeiten. Die Fluten sind nicht immer gleichmäßig 
hoch und die Ebben nicht gleich tief. Die hohen Fluten, denen 
tiefere Ebben folgen, heißen Springfluten, schwächere Fluten 
mit weniger tiefen Ebben nennt man Nippsluten. Die 
Springfluten treten 1—2 Tage nach Neu- und Vollmond und 
die Nippfluten etwa 14 Tage später, nach den beiden Vierteln 
des Mondes, ein. Auch hängt der Eintritt und die Stärke 
der genannten Fluten von der Erd- und Sonnennähe des 
Mondes ab. Unsere großen fließenden Gewässer, die Ströme, 
z. B. die Elbe und die Weser, führen ihre Wassermengen auch 
dem Meere zu. Während der Flutzeit füllen sich ihre Betten 
gleichzeitig vom Meere her durch Zufluß und vom Lande her 
durch Abfluß. Der Zufluß des Meeres ist gewaltiger als der 
Abfluß der Ströme, daher kann man die Flut weit ins Land 
hinein bemerken. Das Flußbett vermag die riesigen Wasser- 
massen nicht zu fassen, und so entsteht eine Ueberschwemmung 
des Küsten- und auch des Userlandes. Dabei wird ein feiner 
fruchtbarer Schlamm, der Seeschlick, abgesetzt, der aus Meersand 
und vergangenen Tier- und Pflanzenstoffen besteht. Dieser 
Seeschlick hat im Lause der Jahrtausende eine wunderbar er- 
tragreiche Erdschicht gebildet, die wir die Seemarsch nennen. 
Infolge der großen Fruchtbarkeit des Marschbodens haben sich 
die Menschen in der Marsch oder in ihrer Nähe früh ange- 
siedelt. Denn so konnten sie der Jagd und Fischerei zugleich 
obliegen. Gegen die gefährlichen Fluten lernten sie sich schützen, 
indem sie ihre Wohnhäuser aus aufgeworfenen Hügeln oder 
Wurten oder weiter ab, aus dem Geestrande, erbauten. 
Später wurden längs des Meeres hohe Dämme (= Deiche) 
erbaut, die Menschen, Vieh und Saaten vor der Flut schützen 
sollten. Mönche gaben den Küstenbewohnern zuerst Anleitung 
im Deichbau. Wurden die Küsten nicht bis tief ins Land 
von der Flut erreicht, so bildete sich die Marsch nur in der 
Nähe des Meeres, während das Hinterland nicht erhöht wurde, 
so ist z. B. das Sietland im Lande Hadeln niedrig geblieben. 
Wenn im Frühjahre in den Gebirgen der Schnee schmilzt 
und starke Regenschauer herniederbrausen, dann schwellen alle 
Bäche und Flüsse des Gebirgslandes an; im ungestümen Laufe 
eilen die Gewässer zu Tale und reißen Sand und Steingeröll 
mit sich fort. Von allen Seiten fließen die Flüsse dem Strome, 
z. B. der Weser, zu, und ihr Wasser steigt höher und höher. 
In der Ebene fließt das Wasser langsamer dahin, Steingeröll 
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