Full text: [Abteilung 6 = Für Unter-Sekunda, [Schülerband]] (Abteilung 6 = Für Unter-Sekunda, [Schülerband])

Kloster Lehnin. 
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durchdringlichen Schlingpflanzen überwuchert. And zu diesem Wider¬ 
stand der Natur gesellte sich noch eine heidnische, leidenschaftlich auf¬ 
geregte Bevölkerung, welche mit argwöhnischen und unheilkündenden 
Blicken dem Treiben der Eindringlinge folgte und überall den mutigen 
Bahnbrechern des Glaubens und der Kultur höhnend entgegentrat. Die 
Zahl der Lehniner Mönche betrug einige dreißig. Sie bildeten den 
Konvent, der nach freier Wahl den Abt an die Spitze der Brüderschaft 
berief. Der erste Klosterbau ist nur von ganz bescheidenem Amfang 
gewesen und hat aus Feldsteingemäuer mit Lolzdeckung bestanden, wie 
die neuesten Nachgrabungen anläßlich der Wiederherstellung der Kirche 
erwiesen haben. 1184 ward der Stifter des Klosters beigesetzt. Erst 
im Anfang des dreizehnten Jahrhunderts begann man, das Kloster¬ 
gebäude in einfach romanischem Stil fortzuführen und zu wölben, und 
bald darauf, im Zahre 1262, wurde es in den Formen des auftreten¬ 
den Spitzbogenstiles vollendet, das romanische Kurzschiff durch ein go¬ 
tisches Längsschiff erweitert. Der Name des Meisters, der dieses Werk 
in geschickter Weise durchführte, ist uns in einer ehrwürdigen Arkunde 
erhalten geblieben. Es war der Mönch Oonraäus., magister operis, 
mithin wohl der älteste bekannt gewordene Architekt der Mark. Am 
4. Juli 1264 wurde die feierliche Einweihung der Kirche durch den 
Erzbischof von Magdeburg und die Bischöfe vonLavelberg und Branden¬ 
burg vollzogen. 
Der erste Abt, den das Kloster nach der Gründung besessen hatte, 
war Sebaldus gewesen, ein gar würdiger Lerr, gottessürchtig, gelahrt 
und — wir dürfen es nicht verschweigen — äußerst wohlbeleibt. Dieser 
Äberschuß an Leibesfülle aber ward ihm zum Verderb. Längst schon 
sahen die Wenden mit stillem Ingrimm und steigender Wut auf ihn 
und die anderen Klosterbrüder, welche ihnen Weiber und Kinder durch 
die neue Lehre mehr und mehr entfremdeten. Eines Tages kehrte Se¬ 
baldus mit einem Klosterbruder in einem Lause des nahegelegenen 
Dorfes Nahmitz ein. Sofort verbreitete sich wie ein Lauffeuer die 
Kunde durch das Dorf: „Der Abbat kommt!" 
Die eben beim Fischen beschäftigten Männer kehrten sofort heim 
und begannen sich zu bewaffnen. Dann stürmten sie dem Lause zu, in 
welchem der Abt, müde des Weges, sich erschöpft niedergelassen hatte. 
Doch noch rechtzeitig wurde ihm die Größe der wahenden Gefahr be¬ 
kannt. Anbemerkt schlich er aus dem Lause und richtete seinen Lauf 
dem Walde zu, in dessen Dickicht er Schutz und Sicherheit vor den 
verfolgenden Leiden zu finden hoffte. Aber ach! Die Litze des Tages 
und noch mehr jene Fülle des Leibes hinderten ihn nur zu bald, die
	        
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