Kloster Lehnin.
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gründet worden unter dem Pater Seboldus; der Markgraf Otto von
Brandenburg hat dich ausgestattet: es war im Monat April, ioier
ruhet jener gute Markgraf Otto, der Beschützer dieser Kirche. Er
möge in Frieden schlafen! Äier ruhet auch der erste gemordete Abt,
dem das Paradies mit Recht offen steht, den das feindlich gesinnte
Slawenvolk ermordet hat." Bis zum Jahre 1707 soll auch noch der
Leichenstein des ermordeten Abtes vorhanden gewesen sein.
Nach dieser Schreckenszeit begann mehr und mehr der Glanz und
das Ansehen des Klosters sich zu heben; denn wie der Stifter, so waren
auch die Nachfolger desselben ihm allezeit in Gnaden gewogen. Aus
dem Kloster Lehnin gingen nach und nach hervor die Klöster Neuzelle,
Paradies, Mariensee, Äimmelspforte und das herrliche Chorin, dessen
Ruinen uns noch heute von der einstigen gewaltigen Größe erzählen.
Freilich, an Macht und Bedeutung war Lehnin stets allen überlegen.
Als es späterhin aufgehoben wurde, besaß es nicht weniger denn zwei
Städte, vierundsechzig Dörfer nebst vierzehn Vorwerken, abgesehen von
den Forsten, Seen, Weinbergen, Äufen Ackerlandes, Wind-- und Wasser¬
mühlen. Viele der Askanier suchten und fanden hier ihre letzte Ruhe¬
stätte, ebenso manche reiche und vornehme Fremde. Als das edle
Fürstengeschlecht ausgestorben war, sollten wiederum böse Tage für das
Kloster hereinbrechen. Es war jene Zeit des vagabundierender: Ritter¬
tums und grimmen Faustrechts. Namentlich taten sich die sauberen
Brüder Dietrich und Äans von Quitzow hervor, welche dem Kloster
große Opfer auferlegten. Doch mit Burggraf Friedrich I. leuchtete noch
einmal die Sonne des Glücks und der Gnade in die schlichten Kloster¬
zellen. Das Schwert der Äohenzollern schützte von nun an das Kloster,
und ihre Luld rief die Tage alten Glanzes wieder wach.
1471 fand Friedrich der Eisenzahn, 1499 Johann Cicero, 1535
Joachim I. hier Ruhe. Als endlich in dem nur sieben Meilen von
Lehnin entfernten Wittenberg Martin Luther mit mutiger Unerschrocken¬
heit und in hoher, überzeugender Begeisterung seine neue Lehre der
Welt verkündete, war der Beruf Lehnins längst erfüllt. Das Kreuz
des Christengottes leuchtete überall im Gebiete der Zauche, und der
wachsende Segen des Landes zeugte von der reich entwickelten Kultur.
1539 ward die Reformation in der Mark eingeführt, und da fühlten
die erschreckten Mönche, daß das Ende des Klosters gekommen sei.
Zwar zögerte Joachim II., voll Achtung gegen den letzten Abt Valen¬
tin, der einstens der langjährige, hochgeschätzte Ratgeber seines Vaters
gewesen war, noch immer, das Kloster aufzuheben. Als jedoch eines
Tages der greise Abt das Zeitliche segnete, war sein Entschluß gefaßt.