Full text: [Abteilung 6 = Für Unter-Sekunda, [Schülerband]] (Abteilung 6 = Für Unter-Sekunda, [Schülerband])

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115. Per Mond. 
Der geneigte Leser wird nun recht begierig sein, auch etwas Neues von dem 
Mond zn erfahren, der ihm des Nachts so oft in die Fenster scheint. 
Erstlich: der Mond ist auch eine große Kugel, die im unermeßlichen Welt¬ 
raum schwebt, nicht anders, als die Erde und die Sonne; aber in seiner körper¬ 
lichen Masse ist er fünfzigmal kleiner als die Erde, und nicht viel über fünfzig- 
tauseud Meilen von ihr entfernt. 
Zweitens: der Mond, wie die Sonne, scheint sich in vier und zwanzig Stun¬ 
den um die Erde herum zu drehen. Es scheint nur so, und in Wahrheit kommt 
das Erscheinen und Verschwinden des Mondes, wie der Sonne, nur von der Umdre¬ 
hung der Erde um ihre Achse her. 
Drittens: der Mond muß auch sein Licht und Gedeihen von der Sonne 
empfangen. Eine Hälfte seiner Kugel ist erhellt, die gegen die Sonne gekehrt ist, 
die andere ist finster. Damit nun nicht immer die nemliche Hälfte hell, und die 
uemliche finster bleibe, so dreht sich der Mond, wie die Erde, um sich selber, oder 
um seine Achse, und zwar in neun und zwanzig und einem halben Tag. Daraus 
folgt, daß in dieser langen Zeit der Tag und die Nacht nur einmal um den Mond 
herum wandeln. Der Tag dauert dort an einem Ort so lange, als ungefähr zwei 
von unsern Wochen, und eben so lang die Nacht; und ein Nachtwächter muß sich 
dort schon sehr in Acht nehmen, daß er in den Stunden nicht irre wird, wenn es 
anfängt, zweihundert drei und zwanzig zu schlagen, oder dreihundert neun. 
Aber 
Viertens: der Mond bewegt sich in der nemlichen Zeit auch um die Erde. 
Dies sieht mau abermal an den Sternen. Wie wenn man einen langsam gehenden 
Postwagen aus weiter Ferne beobachtet, meint man, er stehe still; wenn man aber 
bemerkt, wie er doch nicht immer neben dem nemlichen Baum an der Straße sich 
befindet, sondern nach ein paar Minuten neben einem andern, so erkennt man, daß 
er nicht still steht, sondern der Station zufährt. Wenn er aber in einem großen 
Kreis um den geneigten Leser herumführe, so müßte er doch zuletzt wieder zu dem 
nemlichen Baum kommen, bei welchem er zuerst stand, und daran müßte man er¬ 
kennen, daß er jetzt seinen Kreislauf vollendet hat. Also auch der Mond. Er hält 
sich nicht jede Nacht bei dem nemlichen Sternlein auf, sondern er rückt weiter von 
einem zum andern. Am andern Abend um die nemliche Zeit ist er schon um ein 
Beträchtliches vorgerückt, aber ungefähr in oben benannter Zeit, etwas früher, kommt 
er wieder zu dem nemlichen Stern, bei dem er zuerst stand, und hat seinen Kreis¬ 
lauf um die Erde vollendet. 
Fünftens: da sich der Mond also um die Erde bewegt, so ist daraus leicht 
abzunehmen, was es mit dem Mondwechsel für eine Bewandtniß hat. Der Neu¬ 
mond ist, wenn der Mond zwischen der Sonne und der Erde steht, aber etwas 
höher oder tiefer. Alsdann ist seine ganze erleuchtete Hälfte, oder sein Tag, gegen 
die Sonne gekehrt, und seine Nacht schaut herab gegen uns. Vom Neumond an, 
wenn der Mond auf seinem Umlauf zwischen der Sonne und der Erde heraustritt, 
und sich gleichsam mit ihnen ins Dreieck stellt, erblicken wir zuerst einen lchmalen 
Streif von der erhellten Moudkngel, der immer größer wird, bis zum ersten 
Viertel.
	        
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