Full text: Sagen und Geschichten aus dem Mittelalter (Teil 2)

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gedachte er, seinem Eide gemäß, „das Recht zu stärken und das Unrecht zu 
mindern, das Reich allzeit zu mehren und zu schirmen". Aber seine beste Kraft 
mußte er in sechs Zügen nach Italien und im Kampfe gegen die mächtigen 
lombardischen Städte und gegen den Papst verzehren; somit blieb wenig Zeit 
und Kraft für Deutschland übrig. 
2. Friedrichs Kämpfe in Italien. 1154—1186. In der Lombardei waren 
viele Städte durch Handel zu blühendem Wohlstande und zu Macht gelangt und 
suchten nun, wie von Bischöfen und 
Fürsten, so auch vom Kaiser als Ober- 
Herrn völlig frei zu werden. Sie 
wählten ihre Konsuln, Bürgermeister, 
Ratsherren und Schöffen selbst uud 
verwalteten ihr Gemeinwesen allein. 
Besonders trotzig trat Mailand auf, 
das dem Kaiser sogar eine Geldsumme 
für den Verzicht auf seine Rechte an¬ 
bot und die kaisertreuen Städte schwer 
bedrängte. So zog Friedrich zunächst 
1154 über die Alpen, ließ sich im 
April in Pavia die lombardische Kö- 
nigskrone und im Juni 1154 in Rom 
die Kaiserkrone aufsetzen. Dies erlangte 
er freilich nur durch Unterwürfigkeit 
gegen den Papst Hadrian IV. und die 
Auslieferung des Arnold von 
Breseia (s. § 20, 2), welcher 
sofort verbrannt wurde. Krankheiten 
und Angriffe der Italiener trieben 
ihn aber heim. Der zweite Zug 
(1158—62) galt dem stolzen Mailand. 
Nach vierwöchentlicher Belagerung 
mußte es sich ergeben, und nun ließ 
Friedrich auf den R o n f a l i s ch e n 
Feldern (am Po) durch Rechtsgelehrte seine kaiserlichen Hoheitsrechte fest¬ 
stellen. Als er sie aber geltend machte, fand er heftigen Widerstand, besonders 
vonseiten der Städte, des besorgten Papstes und der Normannen. So be¬ 
lagerte er Mailand zwei Jahre und zwang es (1162) sich zu ergeben. Sein 
Befehl lautete nun: „Mailand wird bis auf den Grund zerstört; seine Be- 
wohner siedeln sich in vier offenen Flecken an". Gerne führten die feindlichen 
Nachbarn binnen sechs Tagen den grausamen Spruch aus; nur die Kirche, 
wenige Paläste und Kunstwerke blieben erhalten. Entsetzt beugten sich die 
24. Friedrich Barbarossa. 
Nach Lessing, im „Römer" zu Frankfurt a. M.
	        
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