von Volkm ann-Leander: Der Wunschring.
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„Das wäre der Mühe wert!" erwiderte der Mann. „Wenn wir
ein Jahr lang tüchtig arbeiten und etwas Glück haben, können wir ihn
uns vielleicht kaufen." Darauf arbeiteten Mann und Frau ein Jahr
lang mit aller Anstrengung, und bei der Ernte hatte es noch nie so
geschüttet wie dieses Mal, so daß sie sich den Zwickel kaufen konnten
und noch ein Stück Geld übrig blieb. „Siehst du!" sagte der Mann,
„wir haben den Zwickel, und der Wunsch ist immer noch frei."
Da meinte die Frau, es wäre wohl gut, wenn sie sich noch eine
Kuh wünschten und ein Pferd dazu. „Frau," entgegnete abermals der
Mann, indem er mit dem übrig gebliebenen Gelde in der Hosentasche
klapperte, „was wollen wir wegen solch einer Lumperei unsern Wunsch
vergeben. Die Kuh und das Pferd kriegen wir auch so."
Und richtig, nach abermals einem Jahre waren die Kuh und das
Pferd reichlich verdient. Da rieb sich der Mann vergnügt die Hände
und sagte: „Wieder ein Jahr den Wunsch gespart und doch alles be¬
kommen, was man sich wünschte. Was wir für ein Glück haben!"
Doch die Frau redete ihrem Manne ernsthaft zu, endlich einmal an den
Wunsch zu gehen.
„Ich kenne dich gar nicht wieder," versetzte sie ärgerlich. „Früher
hast du immer geklagt uud gebarmt und dir alles Mögliche gewünscht,
und jetzt, wo du's haben kannst, wie du's willst, plagst und schindest
du dich, bist mit allem zufrieden und läßt die schönsten Jahre vergehen.
König, Kaiser, Graf, ein großer, dicker Bauer könntest du sein, alle
Truhen voll Geld haben — und kannst dich nicht entschließen, was du
wählen willst."
„Laß doch dein ewiges Drängen und Treiben," erwiderte der Bauer.
„Wir sind beide noch jung, und das Leben ist lang. Ein Wunsch ist
nur in dem Ringe, und der ist bald verthan. Wer weiß, was uns
noch einmal zustößt, wo wir den Ring brauchen. Fehlt es uns denn
an etwas? Sind wir nicht, seit wir den Ring haben, schon so herauf
gekommen, daß sich alle Welt wundert? Also sei verständig. Du
kannst dir ja mittlerweile immer überlegen, was wir uns wünschen
könnten."
Damit hatte die Sache vorläufig ein Ende. Und es war wirklich,
als wenn mit dem Ringe der volle Segen ins Haus gekommen wäre;
denn Scheuern und Kammern wurden von Jahr zu Jahr voller und
voller, und nach einer längeren Reihe von Jahren war aus dem
kleinen, armen Bauern ein großer, dicker Bauer geworden, der den Tag
über mit den Knechten schaffte und arbeitete, als wollte er die ganze
Welt verdienen, nach der Vesper aber behäbig und zufrieden vor der
Hausthüre saß und sich von den Leuten guten Abend wünschen ließ.
So verging Jahr um Jahr. Dann und wann, wenn sie ganz
allein waren und niemand es hörte, erinnerte zwar die Frau ihren