vorgeschlagenen Kanons auswendig zu lernender Gedichte.
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7. Zu den höchsten Bergesforsten,
Wo die freien Adler horsten,
Hat sich früh sein Blick gewandt;
Nur dem Höchsten galt sein Streben,
Nur in Freiheit konnt' er leben,
Scharnhorst ist er drum genannt.
8. Keiner war wohl treuer, reiner,
Näher stand dem König keiner;
Doch dem Volke schlug sein Herz.
Ewig auf den Lippen schweben
Wird er, wird im Volke leben,
Besser als in Stein und Erz.
9. Laß uns deine Blicke scheinen,
Darfst nicht länger mehr beweinen,
Schöne Gräfin, seinen Fall;
Meinen's alle recht in Treue.
Schau', dein Vater lebt aufs neue
In des deutschen Liedes Schall!
Die Leipziger Schlacht.
Von Ernst Moritz Arndt.
1. Wo kommst du her in dem roten
Kleid
Und färbst das Gras auf dem grünen
Plan?
„Ich komme aus blutigem Männerstreit,
Ich komme rot von der Ehrenbahn:
Wir haben die blutige Schlacht geschlagen,
Drob müssen die Mütter und Bräute klagen.
Da ward ich so rot."
2. Sag' an, Gesell, und verkünde mir:
Wie heißt das Land, wo ihr schlugt die
Schlacht?
„Bei Leipzig trauert das Mordrevier,
Das manches Auge voll Thränen macht;
Da flogen die Kugeln wie Winterflocken,
Und Tausenden mußte der Atem stocken
Bei Leipzig, der Stadt."
3. Wie heißen, die zogen ins Todesfeld
Und ließen fliegende Banner aus?
„Es kamen Völker aus aller Welt,
Die zogen gegen Franzosen aus:
Die Russen, die Schweden, die tapfern
Preußen
Und die nach dem glorreichen Östreich
heißen,
Die zogen all aus."
(18. Oktober 1813.)
Gedichte. Berlin, 1860.
4. Wem ward der Sieg in dem harten
Streit?
Wer griff den Preis mit der Eisenhand?
„Die Welschen hat Gott wie die Spreu
zerstreut,
Die Welschen hat Gott verweht wie den
Sand.
Viel Tausende decken den grünen Rasen;
Die übrig geblieben, entflohen wie Hasen,
Napoleon mit."
5. Nimm Gottes Lohn! Habe Dank,
Gesell!
Das war ein Klang, der das Herz erfreut!
Das klang wie himmlische Zimbeln hell,
Habe Dank der Mär' von dem blutigen
Streit!
Laß Witwen und Bräute die Toten klagen,
Wir singen noch fröhlich in spätesten Tagen
Die Leipziger Schlacht.
6. O Leipzig, freundliche Lindenstadt,
Dir ward ein leuchtendes Ehrenmal!
Solange rollet der Jahre Rad,
Solange scheinet der Sonnenstrahl,
Solange die Ströme zum Meere reisen,
Wird noch der späteste Enkel preisen
Die Leipziger Schlacht.
Alexander ypsüanti auf Munkars. (4. Juni 1822.)
Von Wilhelm Müller. Griechenlieder. Gedichte. Leipzig, 1837.
Alexander Upsilanti saß in Munkacs' hohem Turm.
An den morschen Fenstergittern rüttelte der wilde Sturm,
Schwarze Wolkenzüge flogen über Mond und Sterne hin.
Und der Griechenfürst erseufzte: „Ach, daß ich gefangen bin!"
An des Mittags Horizonte hing sein Auge unverwandt:
„Lüg' ich doch in deiner Erde, mein geliebtes Vaterland!"
Und er öffnete das Fenster, sah ins öde Land hinein;
Krähen schwärmten in den Gründen, Adler um das Felsgestein.
Wieder fing er an zu seufzen: „Bringt mir keiner Botschaft her
Aus dem Lande meiner Väter?" — Und die Wimper ward ihm schwer —
War's von Thränen, war's vom Schlummer? — und sein Haupt sank in die Hand.
Seht, sein Antlitz wird so helle, träumt er von dem Vaterland?
Georg-Eckert-Institut
für internationale
Schulbuchforschung
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