Full text: Vaterländisches Lesebuch für untere und mittlere Klassen höherer Lehranstalten

XI. Wie verändert der Mensch das Antlitz der Erde? Sekunda. 253 
veredelt, während die reißenden Bestien von ihm bis auf den Tod 
verfolgt wurdet: und immer mehr verschwandet! und ausstarben. 
Sogar die Mensche n änderten sich im Laufe der Zeit gattz be¬ 
deutend, in körperlicher Beziehung freilich nicht immer zu ihrem eige¬ 
nen Vorteil, wohl aber in geistiger und sittlicher Hinsicht. Aber noch in 
anderm Sinite zeigt die heutige Welt bezüglich der Menschheit ein aitdres 
Antlitz. Die Indianer in den verschiedenen Staaten Nordamerikas sittd 
z. B. bis aus geringe Reste verschwunden, haben andern Völkern weichen 
müssen und werden ähnlich wie die Bewohner Australiens allmählich 
ganz vom Erdboden verschwinden. Schon ist auch Afrika nicht mehr 
der Erdteil der Neger, die europäischen Staaten haben sich in unsern 
Tagen in ihit geteilt, werden ihn mehr und mehr in ihren Besitz nehmen 
und ihm eine andere Gestalt geben. 
Denn des Menschen unermüdliche Hand trügt hier 
ragende Berghöhen ab und füllt dort gähnende Schluchten und Täler 
aus, bohrt in den Schoß der Erde und ruft lebendige Brunnen und 
lachende Oasen ins Dasein, durchhöhlt ganze Gebirgsstöcke und läßt durch 
künstliche Tunnel mit rasender Geschwindigkeit den Verkehr vermitteln, 
verbindet Länder und Inseln mittels kühner Eisenbahnbrücken, zwingt 
Flüsse und Ströme, durch künstliche Wasserstraßen in den Dienst des 
Handels zu treten, macht ganze Erdteile und Länder durch kiihne Kanäle 
zu Inseln — man denke nur an den Suezkanal, den Kanal von Korinth 
und unsern Nordostseekanal. Und indem er sich in den dunklen Schoß 
der Berge hinabwagt und die dort aufgehäuften Schätze an edlen und 
unedlen Steinen, an schwarzem und rotem Gold, an Silber und Kupfer, 
an Zinn und Zink, an Eisen und Blei an das Licht des Tages befördert, 
gibt er da und dort zugleich dem Boden eine ganz neue Gestalt. Ja, 
er verändert sogar die Küstenformen der Erde, indem er durch Dämme 
und Deiche den! Meere Land abkämpft oder bedeutende Hafenbauten 
aufführt und Leuchttürme errichtet, um dem heimkehrenden Seefahrer 
ben letzten Weg zu sichern. Denn nicht weniger als seine Flüsse und Seen, 
denen er gegebenenfalls tiefere Becken gräbt oder höhere Ufer gibt oder 
auch ihre Stromschnellen nimmt und den geraden Weg vorzeichnet, be¬ 
herrscht der Mensch auch den weiten Ozean, in dem in früheren Zeiten 
eine von den Menschenkindern ängstlich gemiedene, ungeheure Wasser¬ 
wüste vor dem Auge sich auftat, während in unseren Tagen 
bewunderungswürdig großartiges Leben auf allen Meeren herrscht. 
Tausende und aber Tausende von Dampf- und Segelschiffen vermitteln 
den Handel und Verkehr zwischen den entferntesten Erdteilen, so daß
	        
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