Die Bildung im 19. Jahrhundert.
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Verdienste um die Erdkunde; die Oken's, Euvier's und Ehrenberg's um die Natur¬
geschichte. Berühmte Mineralogen, Astronomen, Chemiker und Physiker. Erbauung
des Dampfschiffes (1807) und deö Dampfwagens (1829). Erfindung der Daguero-
typie (1838) und des elektrischen-Telegraphen (1844). 3. Gewinn für das Studium
der Geschichte, der Philosophie, der Sprach- und Alterthumskuude. Hoher Stand der
Baukunst, Bildhauerei, Malerei und Musik. 4. Hebung aller materiellen Interessen.
1. Auf die beiden einander befreundeten Dichterheroen, auf Schiller
und Göthe, .folgte die romantische Schule, welche zur Zeit
deö französischen Druckes in den früheren Großthaten des deut¬
schen Volkes Trost und Ermulhigung suchte. Die Brüder August Wil¬
helm und Friedrich Schlegel, Tieck, Novalis (Fr. v. Harden-Romantiker,
berg), von Arnim und Brentano machten ihre Hauptstärke aus; doch
gehören ihr als Geistesverwandte auch Zacharias Werner, Adalbert
von Ch ami s s o, E r n ft Schulze, und in gewisser Hinsift^ Jean
Paul (Friedrich Richter) zu. Die Romantiker huldigten in Poesie,
Kunst und Religion den Anschauungen des Mittelalters, strebten mit Ab¬
streifung alles Irdischen nach idealem Ausschwung und fanden- in phanta¬
stischen Träumereien und in weicher Sentimentalität Befriedigung. Fast
alle ihre Erzeugnisse können ein weichliches, oft bis zur Zerflossenheit
schwächliches Wesen nicht verleugnen, aber dennoch gebührt der Schule
das große Verdienst, die Liebe zu den älteren deutschen Dichtungen wieder
angeregt, den Wortschatz unserer Sprache entwickelt und durch gewandte
Behandlung des Rhythmus und des Reimes die Biegsamkeit der Form
gezeigt zu haben.
Unabhängig von den Romantikern erwarben sich Matthisson,
Tiedge, von Salis und Kosegarten als Dichter verdienten Beifall.
Der deutsche Befreiungskampf regte Moritz Arndt, Friedrich von Säuger von
Stägem ann und Theodor Körner zu ernsten Kriegsliedern an. Auch Kriegs-
Max von Schenkendorf und Friedrich Rückert (Freimund Raimar) liederu.
sangen vaterländische Lieder; Letzterer wandte sich später zur Uebertragung
orientalischer Dichtungen und zeigte sich hierein als ein unübertroffener
Meister. Auch Graf August von Platen muß als Meister der dichte¬
rischen Form erwähnt werden.
Unter den schwäbischen Dichtern ragt Ludwig Uh land (1787 geb.)
hervor, welcher in seinen lyrischen Gedichten, Balladen und Schauspielen
(Herzog Ernst von Schwaben und Ludwig von Baiern), sowie durch seine Schwäbische
Sammlung deutscher Volkslieder eine ächte vaterländische Gesinnung an Dichler.
den Tag legte. Ihm zur Seite stehen Gustav Schwab und Justinus
Kerner.
Treffliche Gedichte schufen außerdem die Oestreicher Nik. Lenau
(Edler von Strehlenau) und Anastasius Grün (Graf Auersperg).
2. Unter den Wissenschaften nahmen besonders die Naturwissenschaf-
ten einen ungemeinen Aufschwung. Als Reisende zeichneten sich aus: der
Franzose d' Urville, die Russen Krufenstern und von Kotz ebne, Reisende,
die Engländer Parry, Wilkes, Franklin, die Deutschen Alexan¬
der v. Humboldt, Pöppig, Rüppel, sowie Schomburgh, Over¬
weg und Vogel. Das größte Verdienst um die Erdkunde erwarb sich
Ritter, indem er mit wissenschaftlichem Geiste zusammenstellte, was die
großen Reisenden und Entdecker gefunden hatten. Ebenso hat A. von
Spieß u. Beriet, Weltgeschichte Hl