im Hause Habsburg seit Maximilian und dem ersten Rudolf, dem
Gründer, nicht mehr gesehen worden; alles war begeistert und voll
Bewunderung, selbst die Ungarn vergaßen die blutigen Tage der Zeit
Leopolds J. ünd Josephs J. und standen in den Vorderreihen, als es
gali, ihren „König“ zu schützen. Willig ertrugen alle den stolzen
habsburgischen Sinn und die ererbte Herrschsucht, die nur feiner, aber
nicht minder stark in Maria Theresia wirkte und statt der herben,
starren Formen ihrer Ahnherren sich in die milden und gewinnenden
Formen persönlicher Liebenswürdigkeit zu kleiden verstand.
Indem sie in dem Kampfe sich siegreich behauptete gegen Frank⸗
reich und den wittelsbachischen Kaiser und außer der Abtretung Schlesiens
ihre Erbschaft unversehrt rettete, ging sie ihrerseits an moralischer Macht
nur verstärkt aus dem Erbfolgekrieg hervor, zumal sie Friedrichs II.
Plan, die Verbindung Osterreichs mit der Kaiserwürde zu zerreißen,
glücklich vereitelt, das Haus Lothringen völlig in die Rechte der
Habsburger eingewiesen und ihren Einfluß auf Deutschland neu be—
festigt hatte.
Von besonderer Bedeutung war aber ihr Walten in den Erb—
staaten selber. Bis dahin existierte keine oͤsterreichische Monarchie,
kein Gesamtstaat, nur ein lockerer Staatenbund, dessen Mittelpunkt in
der Dynastie lag. Nur am Hofe und im Palaste existierte eine Ein—
heit; in der Verwaltung so wenig wie in den bunt zusammenge—
würfelten Bevölkerungen. Nun begann ein allmähliches Aufgeben der
alten Regierungsgrundsätze; Reformen wurden in fast allen Ver—
waltungszweigen vorgenommen, der Einfluß der Regierung auf Kirche
und Schule, Polizei und Rechtspflege erweitert, die unteren Klassen
auf Kosten der höheren gefördert, die ersten eingreifenden Schritte ge—
than, die Last der Adelsherrschaft und der Leibeigenschaft von der
bäuerlichen Bevölkerung abzuwälzen. Maria Theresia verfuhr hierbei
stets bedächtig, auch wo sie anfing, das Staatliche wesentlich umzu—
bilden. Diese frauenhafte Feinheit ihres Thuns, mit welcher die
stetige Ausdauer eines männlichen Charakters verbunden war, hat
nicht wenig dazu beigetragen, ihr den Erfolg zu sichern.
Auch hier war das Vorbild Preußens entscheidend. Nicht als
wenn man die ängstliche Sparsamkeit und Ordnung in allen Zweigen
der Verwaltung, die knappe, fast dürftige Ausstattung des Hofes und
der Regierung, wie sie in Preußen bestand und bestehen mußte, nach
Ofterreich übertragen hätte; der Hof blieb verschwenderisch und die
Verwaltuͤng sorglos, fast wie in den Tagen des alten Regiments.
Man verließ sich auf den Reichtum unerschöpfter Hilfsquellen und that,
als bedüͤrfe man der kleinlichen Sorgfalt nicht, die das preußische
Regiment auszeichnete. Darum befand sich auch in jedem kritischen
Zeitpunkt die Regierung in Geldnöten; schon nach dem Erbfolgekrieg
war Oflerreich in einer Finanzbedrängnis, die man in Preußen nicht
kannte, und im siebenjährigen Kriege behielt Friedrich, trotz aller un—
geheuren Opfer, trotz der Ausplünderung und Verheerung des eigenen
Landes, gleichwohl „den letzten Thaler“ in der Tasche. Dazu war