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war nicht groß, weil die Zugänge des Rathauses wohl besetzt waren,
und ich kam glücklich unmittelbar oben an das eiserne Geländer. Nun
stiegen die Hauptpersonen an mir vorüber, indem das Gefolge in den
untern Gewölbgängen zurückblieb, und ich konnte sie auf der dreimal
een Treppe von allen Seiten und zuletzt ganz in der Nähe
etrachten.
Endlich kamen auch die beiden Majestäten herauf. Vater und
Sohn waren wie Menächmen überein gekleidet. Des Kaisers Haus—
ornat von purpurfarbner Seide, mit Perlen und Steinen reich geziert,
sowie Krone, Scepter und Reichsapfel fielen wohl in die Augen: denn
alles war neu daran und die Nachahmung des Altertums geschmackvoll.
So bewegte er sich auch in seinem Anzuge ganz bequem, und sein
treuherzig würdiges Gesicht gab zugleich den Kaiser und den Vater zu
erkennen. Der junge König hingegen schleppte sich in den ungeheuren
Gewandstücken mit den Kleinodien Karls des Großen wie in einer
Verkleidung einher, so daß er selbst, von Zeit zu Zeit seinen Vater
ansehend, sich des Lächelns nicht enthalten konnte. Die Krone, welche
man sehr hatte füttern müssen, stand wie ein übergreifendes Dach vom
Kopfe ab. Die Dalmatica, die Stola, so gut sie auch angepaßt und
eingenäht worden, gewährte doch keineswegs ein vorteilhaftes Aussehen.
Scepter und Reichsapfel setzten in Verwunderung; aber man konnte
sich nicht leugnen, daß man lieber eine mächtige, dem Anzuge gewachsene
Gestalt, um der günstigeren Wirkung willen, damit bekleidet und aus—
geschmückt gesehen hätte.
Kaum waren die Pforten des großen Saales hinter diesen
Gestalten wieder en. so eilte ich auf meinen vorigen Platz,
der, von anderen bereits eingenommen, nur mit einiger Not mir wieder
zu teil wurde.
Es war eben die rechte Zeit, daß ich von meinem Fenster wieder
Besitz nahm; denn das Merkwürdigste, was öffentlich zu erblicken war,
sollte eben vorgehen. Alles Volk hatte sich gegen den Römer zu ge—
wendet, und ein abermaliges Vivatschreien gab uns zu erkennen, daß
Kaiser und König an dem Balkonfenster des großen Saales in
ihrem Ornate sich dem Volke zeigten. Aber sie sollten nicht allein
zum Schauspiel dienen, sondern vor ihren Augen sollte ein seltsames
Schauspiel vorgehen. Vor allem schwang sich nun der schöne, schlanke
Erbmarschall auf sein Roß; er hatte das Schwert abgelegt, in seiner
Rechten hielt er ein silbernes gehenkeltes Gemäß und ein Streichblech
in der Linken. So ritt er in den Schranken auf den großen Hafer—
haufen zu, sprengte hinein, schöpfte das Gefäß übervoll, strich es ab
und trug es mit großem Anstande wieder zurück. Der kaiserliche
Marstall war nunmehr versorgt. Der Erbkämmerer ritt sodann gleich—
falls auf jene Gegend zu und brachte ein Handbecken nebst Gießfaß
und Handquele zurück. Unterhaltender aber für die Zuschauer war
der Erbtruchseß, der ein Stück von dem gebratenen Ochsen zu holen
kam. Auch er ritt mit einer silbernen Schüssel durch die Schraͤnken
bis zu der großen Bretterküche und kam bald mit verdecktem Gericht