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der Suevenkönig, was denn Caesar in seinem lAriovist's) Gallien zu
besehlen hätte? Wenn die Römer Gewalt brauchen wollten, möchten
sie bedenken, daß seine Truppen seit 14 Jahren nicht unter Dach ge¬
kommen und noch nie besiegt worden wären. Doch die zuversichtliche
Hoffnung des Königs auf Sieg ging nicht in Erfüllung. In der Ent¬
scheidungsschlacht in der Nähe von Mühlhausen im Elsaß wurde sein
Heer vollständig geschlagen (58 v. Chr.) Er selbst floh auf einem
Nachen über den Rhein, und man hat nie wieder etwas von ihm gehört.
2. Caesar in Deutschland. Als auch in den folgenden Jahren
germanische Volksstämme über den Rhein kamen, wollte Caesar die
Germanen von weiterem Vordringen abschrecken. Er ließ deshalb
eine Brücke über den Rhein schlagen (bei Andernach) und rückte mit
seinem Heere in Deutschland ein. Allein die Bewohner zogen sich in
ihre Wälder zurück, so daß er ohne besondere Erfolge wieder umkehren
mußte. Nicht besser erging es ihm auf einem zweiten Zuge. In der
Nähe von Bonn wurde eine sehr künstliche Holzbrücke über den Strom
gebaut und das Heer hinübergeführt. Doch mußte es sich mit dem
Zerstören einzelner Dörfer und Gehöfte begnügen, da die Germanen
sich nicht zum Kampfe stellten, und die Römer nicht wagten, ihnen in
die dichten Wälder zu folgen. Sämtliche Länder auf dem linken Rhein¬
ufer aber blieben in der Gewalt der Römer.
Kermann, der Wefreier Peutschlands. (9 n. Chr.)
1. Die Römer in Deutschland. Drusus und Varus. Die Römer
hatten alle Völker der alten Welt, mit Ausnahme der Deutschen, sich
unterworfen. Ihr Gebiet reichte schon bis an den Rhein und an die
Donau; sie wollten aber das ganze Deutschland haben. Der Kaiser
Augustus gab seinem Stiefsohne Drusus den Auftrag, Germanien
(Deutschland) zu erobern. Es wurden am Rhein und an der Donau
feste Plätze angelegt, um von da aus besser in das Land eindringen
zu können. Aus diesen Plätzen sind später schöne Städte entstanden,
z. B. Straßburg, Mainz, Coblenz, Bonn, Köln, Augsburg, d. i.
Augustusburg.
Drusus unterwarf zunächst die deutschen Stämme, welche zwischen
Rhem und Weser wohnten. Als er weiter bis zur Elbe vorrückte,
trat ihm ein Weib vou mächtiger Gestalt und edlem Aussehen (eine
Priesterin) entgegen mit den Worten: „Zurück! Unersättlicher, Du
stehst am Ende Deiner Thaten und Deines Lebens!" Von aber¬
gläubischer iyui’cht erfüllt, kehrte Drufus um und eilte zurück an den
9ihem. Unterwegs stürzte er vom Pferde, brach1 den Schenkel und
starb nach 30 Tagen. (Siehe das Gedicht von Simrock.)
Drusus hatte mit Milde und Freundlichkeit in Deutschland ge¬
waltet und die Fürsten Freunde und Bundesgenossen der Römer ge¬
nannt. Viele sandten sogar ihre Söhne nach Rom, um dort römische
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