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Abhandlungen.
Menschen und ganzer Familien. Wie mancher ist durch sie znr Ver¬
zweiflung gebracht, ja zum Selbstmorde getrieben worden!
Nach Friedr. Beck.
53. Das Eigentum.
Die gesamte wirtschaftliche Thätigkeit der Kulturvölker hat das
Eigentum zur Voraussetzung. Was wir durch eigene Arbeit erworben
oder von unsern Eltern überkommen haben, nennen wir unser Eigentum
und verstehen darunter das Recht, diese Dinge ausschließlich zu besitzen
und zu benützen.
Die Einrichtung des Eigentums ist uns so geläufig und so ein¬
leuchtend, daß wir uns den dauernden Bestand einer menschlichen Ge¬
sellschaft, die sich nicht ans das Prinzip des Eigentums gründete, kaum
vorstellen können. Denn wie würde es stehen, wenn ein jeder ohne
weiteres die Erzeugnisse unserer Arbeit sich aneignete? Wie bald würde
die Arbeit, zu welcher dann jeder Antrieb fehlte, stocken, wie bald
würde infolgedessen Mangel und Elend eintreten und ein Krieg aller
gegen alle unvermeidlich sein, in welchem die Stärkeren die Oberhand
behalten würden! Indem aber der Stärkere dasjenige, was er von den
hervorgebrachten Gütern zu seinem Gebrauche bestimmt hat, gegen die
Angriffe der übrigen verteidigt, muß entweder wiederum das Eigentum
entstehen oder ein neuer Vernichtungskampf entbrennen, aus dem der
endliche Sieger als ein Bettler hervorgehen würde.
Da die Kräfte und Anlagen der Menschen verschieden sind, so muß
auch das Eigentum verschieden sein. Man hat zwar behauptet, alle
Menschen seien von Natur gleich und also ständen auch allen die näm¬
lichen Rechte zu. Es ist allerdings wahr, daß alle Menschen von Natur
einander gleich sind, wenn man die Menschennatur an und für sich be¬
trachtet. So haben alle den nämlichen Schöpfer, das nämliche Endziel;
auch sind für jeden die Pflichten und Rechte völlig gleich, die in dem
Wesen der Menschennatur begründet sind. Aber die allgemein mensch¬
liche Natur ist in dem einzelnen mit so viel Besonderheiten umgeben,
daß sich hiedurch eine große Verschiedenheit der Menschen unter ein¬
ander herausstellt. Man denke nur an die Unterschiede im Lebensalter,
in der körperlichen Entwicklung, in geistigen Anlagen, in sittlicher
Beziehung. Diese Verschiedenheit muß natnrnotwendig auch eine Ver¬
schiedenheit im Besitz der äußeren Güter, Unterschiede der Stellung in
der Gesellschaft zur Folge haben. Eine andauernde Gleichheit ließe sich