Full text: [Teil 5, [Schülerband]] (Teil 5, [Schülerband])

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Beispiele für Ausarbeitungen. 
Lust, die die Brust zusammenschnürt und das Atmen erschwert und durch 
die zuweilen ein Stroin empfindlicher Kälte stöhnend daherbraust. 
Jetzt beugen sich die Wipfel der Bäume, als fahre eine mächtige Hand 
über sie hin, jetzt kräuseln sich die Wellen am Gestade, und weiß kehren die 
sich überstürzenden Kämme zur dunklen Tiefe zurück; ein Zittern durchfährt 
die Halme, sie schwanken hin und her, um sich daun unter einem Drucke zu 
beugen. Ein Windstoß keucht hohl über die Ebene dahin. Jetzt fallen 
Tropfen, langsam, groß, so daß sie kleine, kraterähnliche Vertiefungen in 
den weißen Staub der Landstraße wühlen, und nun öffnen sich die Wolken 
und senden ihre verderbliche Last herab. Der Boden zittert unter den 
wuchtigen Schlägen, die klatschend und brausend auffallen; es ist wie jene 
dumpfe Melodie, die aus weiter Entfernung schon den Sturz eines Wasser¬ 
falls verkündet und die in ihrer Eintönigkeit etwas dämonisch Ergreifendes 
hat. Man sicht nur die nächste Umgebung; denn die Luft ist von den fallen¬ 
den Körnern undurchsichtig gemacht, in weißen Streifen senkt sich's durch 
das neblige Grau, und die einzelnen Schlossen werden erst sichtbar, wenn 
sie auf einen harten Gegenstand aufschlagen. Dann springen sie dahin, dort¬ 
hin, sammeln sich au tiefer liegenden Stellen oder werden durch das schmutzige 
Regenwasser, das mir dem Hagel vermischt herabströmt, weggewaschen. All¬ 
mählich werden die Körner seltener, auch der Regen läßt nach, der Wind 
ballt die Wolken zusammen, türmt sie auf und jagt sie endlich weg, so daß 
wieder des Himmels tiefes Blau erscheint. 
Aber wie ist die Gegend verändert, wo sind die üppigen Felder, die 
lachenden Fluren, die fruchttragenden Bäume? Vernichtet. In den Boden ge¬ 
schlagen, zerquetscht, zerstampft sind die reifen Ähren, nicht über die wogende 
Saat, sondern über des Landmanns Tenne glaubt man zu wandeln: Fleiß 
und Mühe von Monaten sind in wenigen Minuten vernichtet worden. Zer¬ 
treten ist das Gras der Wiese, geknickt sind die Blümchen alle, das Tausend¬ 
schönchen und die Glockenblume, der rote Mohn und die weiße Winde. 
Hie und da lagern noch die Hagelkörner in Haufen und schmutziges Wasser 
schwemmt fruchtbares Erdreich mit sich. Kahl stehen die Bäume, des Laubes 
beraubt, mit zerbrochenen Zweigen und abgeschälter Rinde, die halbreifen 
Früchte liegen zerschlagen am Erdboden und tot unter ihnen ein Rot¬ 
kehlchen, das noch dem schützenden Nest hatte zueilen wollen. Kalt und 
fröstelnd bläst der Wind über die verwüsteten Gefilde. Am Feldrain aber 
steht der Mensch und blickt kummervoll aus das, was er noch vor kurzem 
mit Stolz sein Eigen nannte. 
3. Ein Bild des Friedens aus dem deutschen Walde. 
Gibt es wohl eine lieblichere Sprache hienieden als das Rauschen der 
frischen Laubblätter eines schönen deutschen Waldes? Wahrlich, dem kecksten, 
wanderlustigsten Gesellen wird das Herz weich, und er zögert, weiter zu 
schreiten, wenn an einem sonnigen Frühlingstag die jungen, lichten Bäume,
	        
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