cm tf1' ®§ lXml. bier Ablaßprediger, die sagen, daß durch des Papstes Ablaß der 
Mensch von aller Strafe los und ledig werde. 
27. Die predigen Menschentand, so da vorgeben, daß, sobald der Groschen im 
Kasten klinge, von Stund an die Seele aus dem Fegefeuer fahre. 
ortf 32. Die werden samt ihren Meistern zum Teufel fahren, die da meinen, durch 
Ablaßbriefe ihrer Seligkeit gewiß zu sein. 
35. Die lehren unchristlich, die vorgeben, daß die, so da Seelen aus dem Feg- 
feuer oder Beichtbriefe wollen lösen, keiner Reue noch Leides bedürfen. 
36. Ein jeder Christ, so wahre Reue und Leid hat über seine Sünden, der hat 
völlige Vergebung von Pein und Schuld, die ihm auch ohne Ablaßbriefe gehöret. 
_ 37. Ein jeder wahrhaftige Christ, er sei lebendig oder tot, ist teilhaftig aller Güter 
Christi und der Kirche, aus Gottes Geschenk, auch ohne Ablaßbriefe. 
43. Man soll die Christen lehren, daß, der den Armen giebt oder leihet den 
Dürftigen, besser thut, als wenn er Ablaß löset. 
44. Denn durch das Werk der Liebe wächst die Liebe, und der Mensch wird fröm¬ 
mer; durch den Ablaß aber wird er nicht besser, sondern allein sicherer und freier von 
der Pein oder Strafe. 
45. Man soll die Christen lehren, daß der, so seinen Nächsten siehet darben und 
des ungeachtet Ablaß löset, der löset nicht des Papstes Ablaß, sondern ladet auf sich 
Gottes Ungnade. 
50. Man soll die Christen lehren, daß der Papst, so er wüßte der Ablaßprediger 
Schinderei, lieber wollte, daß St. Peters Münster zu Asche verbräunt würde, denn 
daß es sollte mit Haut, Fleisch und Bein seiner Schafe erbauet werden. 
56. Die Schätze der Kirche (der angeblich durch die Heiligen angesammelte Schaft 
von guten Werken), davon der Papst den Ablaß austeilet, sind weder genugsam ge¬ 
nannt noch bekannt bei der Gemeinde Christi. 
62. Der rechte, wahre Schatz der Kirche ist das allerheiligste Evangelium der 
Herrlichkeit und Gnade Gottes. 
<6. Wir sagen, daß des Papstes Ablaß nicht die allergeringste tägliche Sünde könne 
hinwegnehmen, soviel die Schuld derselben belangt. 
orcr J1' ^ nmn f“9et' St. Peter, wenn er jetzt Papst wäre, vermöchte nicht größeren 
Ablaß^zu geben, ist eine Lästerung wider St. Peter und wider den Papst. 
79. Zu sagen, daß das Kreuz, mit des Papstes Wappen herrlich ausgerichtet, ver¬ 
möge soviel, als das Kreuz Christi, ist eine Gotteslästerung. 
94. Man soll die Christen ermahnen, daß sie ihrem Haupte Christo durch Kreuz, 
Tod und Hölle nachzufolgen sich befleißigen. 
95. Und also mehr durch viel Trübsal ins Himmelreich zu gehen, denn daß sie 
durch Vertröstung des Friedens sicher werden. 
g) Welche Folgen mag Luthers Auftreten gegen den Ablaß ge¬ 
habt haben? Als Luther jene 95 Streitsätze anschlug, ahnte er nicht, welchen 
Sturm er heraufbeschwor. Vor dem Papste freilich hegte Luther noch immer 
die größte Ehrfurcht; er redete sich ein, der Papst wisse gar nichts von den 
Schändlichkeiten eines Tetzel; sobald er davon höre, würde er wohl in gerechtem 
Zorn aufflammen gegen den nichtswürdigen Sündenhandel. Deshalb sandte 
er diesem die 95 Sätze selbst zu mit einem gar demütigen Schreiben, in dem 
er ihm vorstellte, welchen Mißbrauch man unter seinem Namen treibe. Äber 
eine Antwort erhielt er nicht. 
Als wären die Engel selbst die Botenläufer gewesen, so durchflogen in 
fnunt 14 Tagen die Sätze Luthers ganz Deutschland, in 6 Wochen schon ganz
	        
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