Full text: Klasse 4 (siebentes Schuljahr) (Teil 6, [Schülerband])

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er ohnedies, da er selten zu Hause arbeitete, nicht erziehen können. 
Da er aber noch immer ein Bürger in Basel war und ein solcher nicht 
ohne Erlaubnis des Rats abwesend sein durfte, so erhielt er nur auf 
einige Jahre Urlaub. Wie sehr man jetzt seinen Wert in Basel zu 
schätzen begann, geht daraus hervor, daß ihm der Rat 50 Gulden 
Wartegeld aussetzte und außerdem seiner Frau alle Jahre 40 Gulden 
zahlte. Dennoch blieb Holbein in London und besuchte Basel nur noch 
zweimal auf kurze Zeit. 
Auch nach Heinrichs VIII. (1547) erfolgtem Tode stand Holbein bei 
seinem Sohn und Nachfolger Eduard VI. in großen Gnaden. Als 
dieser aber schon nach sechs Jahren starb und die katholische Maria, 
Heinrichs älteste Tochter, Königin wurde, die alle, welche nicht Katho¬ 
liken waren, haßte: da ward auch Holbein genötigt, sich vom Hofe 
zurückzuziehen, denn er war der Reformation zugetan. Er starb 1554 
in London an der Pest, in einem Alter von 56 Jahren. 
97. Luise Henriette von Dramen. 
Julius Saupe. 
Luise Henriette, die fromme Gemahlin des Großen Kurfürsten von 
Brandenburg, die Urgroßmutter des alten Fritz, stammte aus dem eifrig 
protestantischen Fürstenhause von Oranien und war eine Enkelin des 
großen Coligny, der bei der Pariser Bluthochzeit 1572 als Opfer ge¬ 
fallen war. Ihre Jugendzeit fiel zwar in die Schreckensjahre des Dreißig¬ 
jährigen Krieges, floß aber fern vom Kriegsschauplatz unter Gebet und 
Arbeit ruhig dahin. Sie hatte das Glück, unter den Augen einer Mutter 
heranzuwachsen, die es nicht für unfürstlich achtete, ihre Töchter zu weib¬ 
lichen Handarbeiten und zur Führung der Hauswirtschaft anzuleiten. 
Erst 19 Jahre alt, vermählte sie sich im Dezember 1646. Die letzte 
Krankheit ihres hinsiechenden Vaters und die schweren Bedrängnisse jener 
Zeit hielten sie jedoch noch drei Jahre im Haag, ihrer Geburtstadt, 
zurück. Erst im Jahre 1649 trat sie mit dem unterdes geborenen Prinzen 
die Reise nach Berlin an. Unterwegs aber, in Wesel, erkrankte das 
Kind und versetzte die jugendliche Mutter in die tiefste Bekümmernis; 
denn sie mußte es in ihren Armen verscheiden sehen. Auf der Weiter¬ 
reise, die sie mitten im Winter auf rauhen, ungebahnten Wegen durch 
verwüstete Gegenden führte, wendete sich ihr inneres Auge immer fester
	        
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