Full text: Klasse 4 (siebentes Schuljahr) (Teil 6, [Schülerband])

210 
liefe die im Kriege verwüsteten Ortschaften wieder aufbauen, sie half den 
Gewerben auf, sie förderte die Landwirtschaft, namentlich durch Ein¬ 
führung des Kartoffelbaus, und wurde nicht müde, zu geben, zu raten 
und zu trösten. Mit gleichem Eifer wirkte sie für Belebung christlichen 
Glaubens und Lebens. Sie legte Schulen an; sie suchte den oft 
gestörten Frieden in die Kirche zurückzuführen; sie veranstaltete die 
Herausgabe eines evangelischen Gesangbuchs; sie ging vor allem selbst 
mit einem ermunternden Beispiel voran. Nie fehlte sie beim Gottes¬ 
dienst und erschien dabei stets im einfachsten Anzug; Singen und 
Spielen der herrlichen geistlichen Lieder, die damals erschienen, und 
tägliches Lesen und Forschen in der Heiligen Schrift war ihre liebste 
Beschäftigung. Da war es denn kein Wunder, daß jung und alt, hoch 
und niedrig sie liebte und ehrte, dafe ihr Name „Luise" der Lieblings¬ 
name des Volkes ward, dafe ihr Bildnis noch vor 150 Jahren in allen 
Häusern am Ehrenplätze hing. 
Dankbar und demütig vor Gott ging die edle Frau ihren Weg, bis 
der Tag sich neigte und die Nacht ihrem segensreichen Wirken ein Ende 
machte. Nach der Geburt ihres letzten Kindes, 1666, ging ihr Leben 
trotz der aufopferndsten Pflege rasch seinem Ende zu. Sie fühlte das 
selbst und sagte: „Gott hat mich zu dem Scheiden in der Schule der 
Leiden vorbereitet und gestärkt. Ich nähere mich dem Hafen himmlischer 
Ruhe." Erst 39 Jahre alt, verschied sie am 18. Juni 1667 in der 
freudigen Zuversicht: 
„Jesus, er, mein Heiland, lebt! 
Ich werd' auch das Leben schauen, 
Sein, wo mein Erlöser schwebt, 
Warum sollte mir denn grauen? 
Lässet auch ein Haupt sein Glied, 
Welches es nicht nach sich zieht?" 
Der Kurfürst war nicht von ihrem Lager gewichen, bis das Herz still 
stand, das ihn so treu geliebt hatte. Tief erschüttert stand der grofee Held 
vor der Leiche seiner Luise und weinte bitterlich. Da trat der Beichtvater 
zu ihm und sprach: „Sie ist Ew. Durchlaucht wie eine Garde auf Wegen 
und Stegen gewesen; aber der Trost bleibt, dafe die letzten Seufzer 
dieser frommen Seele künftig um Christi willen die Kraft eines täglichen 
Gebets haben werden." Der wackere Seelsorger hatte wahr gesprochen. 
Noch 21 Jahre lebte der seltene, grofee Mann, um die Kraft eines solchen 
Gebets zu erfahren. Das Lied aber der unvergefelichen Lebensgefährtin:
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.