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liefe die im Kriege verwüsteten Ortschaften wieder aufbauen, sie half den
Gewerben auf, sie förderte die Landwirtschaft, namentlich durch Ein¬
führung des Kartoffelbaus, und wurde nicht müde, zu geben, zu raten
und zu trösten. Mit gleichem Eifer wirkte sie für Belebung christlichen
Glaubens und Lebens. Sie legte Schulen an; sie suchte den oft
gestörten Frieden in die Kirche zurückzuführen; sie veranstaltete die
Herausgabe eines evangelischen Gesangbuchs; sie ging vor allem selbst
mit einem ermunternden Beispiel voran. Nie fehlte sie beim Gottes¬
dienst und erschien dabei stets im einfachsten Anzug; Singen und
Spielen der herrlichen geistlichen Lieder, die damals erschienen, und
tägliches Lesen und Forschen in der Heiligen Schrift war ihre liebste
Beschäftigung. Da war es denn kein Wunder, daß jung und alt, hoch
und niedrig sie liebte und ehrte, dafe ihr Name „Luise" der Lieblings¬
name des Volkes ward, dafe ihr Bildnis noch vor 150 Jahren in allen
Häusern am Ehrenplätze hing.
Dankbar und demütig vor Gott ging die edle Frau ihren Weg, bis
der Tag sich neigte und die Nacht ihrem segensreichen Wirken ein Ende
machte. Nach der Geburt ihres letzten Kindes, 1666, ging ihr Leben
trotz der aufopferndsten Pflege rasch seinem Ende zu. Sie fühlte das
selbst und sagte: „Gott hat mich zu dem Scheiden in der Schule der
Leiden vorbereitet und gestärkt. Ich nähere mich dem Hafen himmlischer
Ruhe." Erst 39 Jahre alt, verschied sie am 18. Juni 1667 in der
freudigen Zuversicht:
„Jesus, er, mein Heiland, lebt!
Ich werd' auch das Leben schauen,
Sein, wo mein Erlöser schwebt,
Warum sollte mir denn grauen?
Lässet auch ein Haupt sein Glied,
Welches es nicht nach sich zieht?"
Der Kurfürst war nicht von ihrem Lager gewichen, bis das Herz still
stand, das ihn so treu geliebt hatte. Tief erschüttert stand der grofee Held
vor der Leiche seiner Luise und weinte bitterlich. Da trat der Beichtvater
zu ihm und sprach: „Sie ist Ew. Durchlaucht wie eine Garde auf Wegen
und Stegen gewesen; aber der Trost bleibt, dafe die letzten Seufzer
dieser frommen Seele künftig um Christi willen die Kraft eines täglichen
Gebets haben werden." Der wackere Seelsorger hatte wahr gesprochen.
Noch 21 Jahre lebte der seltene, grofee Mann, um die Kraft eines solchen
Gebets zu erfahren. Das Lied aber der unvergefelichen Lebensgefährtin: