Full text: [Teil 4 = (Unter-Tertia), [Schülerband]] (Teil 4 = (Unter-Tertia), [Schülerband])

Peter: Nero und die Christen. 
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Ouirinalischen Hügel durch Gegenden, die weniger bevölkert waren, aber 
eben deshalb um so mehr Tempel und öffentliche Gebäude enthielten. 
Diese zweite Feuersbrunst währte drei Tage. Von den 14 Regionen, in welche 
die Stadt geteilt war, wurden, wie Taeitus angibt, drei völlig, sieben andere 
zum großen Teil bis auf wenige Überreste von Häusern durch das Feuer 
zerstört, und nur vier blieben ganz verschont; eine große Anzahl Menschen 
fand in dem Feuer oder im Gedränge den Tod, und mit der Menge von 
Häusern und Palästen wurden auch zahlreiche Tempel und Heiligtünier 
von den Flammen verschlungen, darunter mehrere, die durch das Alter 
und die an sie geknüpften nationalen Erinnerungen einen besonderen Wert 
hatten, wie der von Servius Tullius gebaute Tempel der Diana, der von 
Evander geweihte Altar des Herkules, der Tempel des Jupiter Stator aus 
der Zeit des Romulus, das Königshaus des Numa und der Vestatempel; 
endlich wurden auch zahlreiche Kunstschätze, die im Laufe der Zeit als 
Beute der eroberten Provinzen in Rom angesammelt worden waren, und 
sonstige Denkmäler des Altertums zerstört. 
Es ist zweifelhaft, ob, wie man allgemein glaubte, Nero den Brand 
veranstaltet hat, um die Stadt schöner wiederaufbauen zu können, und 
ob er wirklich, wie ihm ebenfalls allgemein schuldgegeben wurde, sich an 
dem furchtbaren Schauspiele von den Zinnen des Hauses des Mäcenas aus 
geweidet und den Brand von Troja, ein von ihm verfaßtes Gedicht, ge¬ 
sungen hat, oder ob nicht vielmehr diese Anschuldigungen, obwohl sie von 
Sueton und Dio als Tatsachen berichtet werden, zu den zahlreichen Er¬ 
findungen gehören, welche die allgemein herrschende Entrüstung gegen Nero 
erzeugt hat. Es knüpft sich aber an diesen Brand eine Handlung der 
Grausamkeit, die über allen Zweifel erhaben und nur geeignet ist, auch 
um ihres Opfers willen, unseren Abscheu zu erregen. 
Nero ließ es nach dem Brande nicht an Bemühungen fehlen, die 
Stimmung der Menge zu versöhnen und den gegen ihn gerichteten Verdacht 
der Brandstiftung in den Gemütern auszulöschen. Er bot alles auf, nicht 
allein um die Lage derer, die Wohnung und Habe verloren hatten, zu 
mildern, sondern auch um den Wiederaufbau der Stadt zu fördern und 
zu unterstützen. Er räumte den Obdachlosen seine eigenen Gärten und 
das Marsfeld mit den daselbst befindlichen öffentlichen Gebäuden ein, ließ 
vorläufige Wohnungen für sie herrichten, schaffte Lebensmittel herbei und 
setzte das Getreide auf einen niedrigen Preis herab. Dann aber traf er 
Anordnungen, daß die Stadt nach einem neuen Plan schöner und zweck¬ 
mäßiger mit geraderen und breiteren Straßen und mit den nötigen 
Vorkehrungen gegen Feuersgefahr wiederaufgebaut wurde, und gewährte 
auch hierbei den Abgebrannten reiche Unterstützungen. Indes war doch 
dies alles nicht hinreichend, um den Verdacht und die Mißstimmung des 
Volkes gegen ihn zu heben, und ebensowenig wurde dies durch die Opfer
	        
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