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3. Der Vater aber blickt indessen nach den Sternen,
Als ob der Erde Weg er woll' am Himmel lernen.
4. Die Felsen blieben stumm, die Bäume sagten nichts,
Die Sterne deuteten mit einem Streifen Lichts.
5. Zur Heimat deuten sie; wohl dem, der traut den Sternen,
Den Weg der Erde kann man nur am Himmel lernen.
Friedrich Rückert.
3.
Manch stilles Frauenleben, zart und schwächlich,
Strömt unerschöpflich Lieb' und Segen ans.
Ein enges Nardenfläschlein, leicht zerbrechlich,
Erfüllt mit süßem Duft ein ganzes Haus.
Stephanie von Goß!ar.
4.
Die Eintagsfliege, wie so manche Leute,
Vergönnt sich keine Freude an dem Heute;
Denn ruh- und rastlos immer muß sie sorgen,
Die arme Eintagsfliege — für das Morgen.
Marie von Ebner-Eschenbach.
5.
Viele Wege gehn durch den Wald;
Wer nicht Bescheid weiß, verirrt sich bald.
Viel' Wege auch durchs Leben gehn —
Mußt immer den dir ausersehn,
Ob mancher auch sonst dich locken möchte,
Von dem das Herz sagt: Der ist der rechte!
Johannes Trojan.
6.
Wahre Bescheidenheit und Stolz,
Die wachsen beide auf einem Holz.
Ihr könnt es mir glauben auf alle Fälle:
Wer wirklich was leistet, der kennt seine Stelle.
Heinrich Seidel.
7.
1. Hehle nimmer mit der Wahrheit!
Bringt sie Leid, nicht bringt sie Reue,
Doch, weil Wahrheit eine Perle,
Wirf sie auch nicht vor die Säue!
2. Blüte edelsten Gemütes
Ist die Rücksicht; doch zuzeiten
Sind erfrischend wie Gewitter
Goldne Rücksichtslosigkeiten.