Full text: [Teil 4 = Klasse 6, [Schülerband]] (Teil 4 = Klasse 6, [Schülerband])

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45. Kurfürst Friedrich I und die Guitzows- 
45. Kurfürst Friedrich I. und die Qnitzows. 
^^ietrich von Quitzow und sein Bruder Hans, das waren ein paar rechte 
Raubritter. Ritten die beiden, von Kopf zu Fuß in Stahl und Eisen 
gekleidet, aus dem Schloßtor und ein zahlreich Volk von Reisigen hinter 
5 ihnen her, so geschah's immer manch einem zuleide. 
Die Herren zu Friesnck und Plaue sahen im Havellande auf festen 
Burgen, füllten die ganze Mark Brandenburg mit Fehde, Raub und Brand 
und jeder Gewalttat, und die Herren vom Adel in den steinernen Häusern 
und hinter den hohen Pfahlzäunen waren ihre Vettern und guten Freunde. 
10 „Ist einer", so sprach man in Deutschland, „auch ungefährdet durchs ganze 
Reich gereist, so kommt er doch nicht unberaubt aus der Mark." 
Wenn Kaufleute mit Wagen voll Gütern des Weges fuhren, so sprangen 
die Herren mit ihren Knechten aus dem Busch, wo sie gelauert hatten, hielten 
die Speere vor und forderten eine Abgabe, die der Wehrlose seufzend reichte. 
15 Weigerte sich einer der Schatzung, so warfen sie ihn nieder, banden ihn und 
führten ihn und sein Gut auf ihr Schloß; dort setzten sie den Kaufherrn in 
den Turm, wo er bei Wasser und Brot schmachtete, bis die Seinen ein hohes 
Lösegeld entrichtet hatten. Waren ihnen einmal die Bürger einer kleinen 
Stadt nicht zu Willen gewesen, so legten sie sich mit ihrem Volke vor die 
20 Mauern, berannten die Tore, und wehe den Armen, wenn sie den Eintritt 
erzwangen! Vor den größeren Städten hüteten sie sich wohl; gegen deren 
starke Türme und Mauern und die zahlreiche, wehrhafte Bürgerschaft mochten 
sie nicht anlaufen. Fand sich aber Zeit und Stunde, so fielen sie den 
Städtern in die Feldflur, trieben die Herden weg und legten die Dörfer in 
25 Schutt und Asche. So plagten sie das Land und beschwerten den Arbeit¬ 
samen und Friedfertigen hart. 
Allen Frevel konnten sie ungescheut verüben; denn die Mark war ohne 
einen Herrn, der eine starke Hand über sie hätte halten können. 
Als Brandenburg um diese Zeit an Kaiser Siegmund fiel und viele 
30 bewegliche Klagen an sein Ohr kamen, sprach er: „Ich will der Mark einen 
rechten Obristen und gemeinen Verweser setzen. Der soll hingehn und nach 
dem Rechten sehn an meiner Statt!" 
Im Reiche war ein Fürst dem Kaiser besonders lieb, dem verdankte 
er's, daß er die Krone trug, der hochgeborene Friedrich VI., Burggraf zu 
35 Nürnberg, der Hohenzoller. 
Ihn bestellte der Kaiser zum Hauptmann und Verweser, und er tat 
den Entschluß dem Adel und den Bürgern in der Mark in einem Briefe
	        
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