48
II. Gestalten unD Bilder aus der neueren Geschichte.
Darauf kamen Buttler und Geraldi heraus und besetzten mit 15 Soldaten
das vordere Tor gegen den Platz, wo Wallensteins Quartier war, und
auch das Hintere. Doch überlegten sie noch einmal, was besser sei, den
Friedland zu sangen oder ermorden zu lassen. Beim Essen hatte Ilow
erzählt, der General werde innerhalb dreier Tage eine solche Armee
zusammenbringen, wie er sie nie gehabt habe. And Niemann hatte
gesagt, weil der Kaiser die deutsche Freiheit unterdrücken wolle, so hoffe
er, noch solche Rache zu nehmen, daß er bald seine Hände im Blut der
Herren von Österreich wasche. Darum blieben sie dabei, den Herzog um¬
zubringen, auch lveil der Feind mit seinem Volk schon ganz nahe war.
Deveroux, ein irländischer Hauptmann, begab sich mit sechs anderen
Hellebardieren hinauf in Wallensteins Wohnung und eilte dessen Zimmer
zu. Die Wache ließ ihn sorglos ein, da er vorgab, wichtige Meldungen
zu überbringen. Sie stürmten die Wendeltreppe hinaus zum Vorzimmer.
Dort trafen sie auf den Kammerdiener. Er legte den Finger auf den
Mund; der Herzog sei eben eingeschlafen, sie sollten keinen Lärm machen.
„Freund, jetzt ist's Zeit zu lärmen!" ries Deveroux und verlangte drohend
die Schlüssel zu den Zimmern des Fürsten.- Der Diener zögerte und
ward weggestoßen. Der Mundschenk, der dem Fürsten in einer goldenen
Schale einen Trunk Bier gebracht hatte, wurde im herausgehen am
Arm verwundet. Die Soldaten riefen: „Rebellen, Rebellen!" und
öffneten die fürstliche Wohnung mit drei Stößen. Wallenstein hatte sich
mit Zenno besprochen. Beide waren über die Deutung der Sterne nicht
einig. Der Herzog glaubte, sie zeigten für seinen Plan Glück; Zenno
aber meinte, die Stunde der Gefahr sei noch nicht vorüber. Während
er durch das Vorzimmer herausging, trat der Hauptmann mit seinen
Kameraden ein. Es war zwischen 9 und 10 Ahr. Der Friedländer
hatte den Tumult gehört und wollte eben die Wache rufen. Der Haupt¬
mann fand ihn vom Bett aufgestanden und am Tische lehnend, nahe
beim Fenster im bloßen Hemd. Er schrie ihn an: „Bist du der Schelm,
der das kaiserliche Volk zu dem Feinde überführen und ihrer kaiserlichen
Majestät die Krone vom Haupte herunterreißen wollte? Deswegen mußt
du jetzt sterben." Er wartete noch ein wenig, ob der Herzog etwas
rede. Wallenstein sprach kein Wort; er breitete die Arme aus und
empfing vorn an der Brust den Stoß mit der Partisane. Dann fiel er
tot zu Boden. In derselben Stunde entstand ein schreckliches Windes¬
brausen, das bis nach Mitternacht dauerte.
Rach vollbrachter Tat versperrten die drei Obersten die Kanzlei
und nahmen die Schlüssel zu sich. Den Leichnam nuckelten sie in ein
rotes Tuch und in einett Teppich, legten ihn in Leslies Kutsche und