14
Becker — Beriete.
Nikolaus Becker.
19. Der deutsche Rhein.
1. Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien deutschen Rhein,
Ob sie wie gier'ge Raben
Sich heiser darnach schrein,
2. Solang' er ruhig wallend
Sein grünes Kleid noch trägt,
Solang' ein Ruder schallend
In seine Woge schlägt.
3. Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien deutschen Rhein,
Solang' sich Herzen laben
An seinem Feuerwein,
4. Solang' in seinem Strome
Noch fest die Felsen stehn,
Solang' sich hohe Dome
In seinem Spiegel sehn!
5. Sie sollen ihn nicht haben.
Den freien deutschen Rhein,
Solang' dort kühne Knaben
Um schlanke Dirnen frein,
6. Solang' die Flosse hebet
Ein Fisch auf seinem Grund,
Solang' ein Lied noch lebet
In seiner Sänger Mund.
7. Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien deutscken Rhein,
Bis seine Flut begraben
Des letzten Manns Gebein!
1840. Gedichte. S. 216.
Otto Beneke.
20. König Friedrichs Gottesdienst.
1.
l. Verhallt sind jetzt die Donner der Kunersdorfer Schlacht,
Gebrochen scheint auf immer des Königs Siegesmacht;
Des Heeres Reste ziehen in banger Scheu zurück,
Des Königs Stern ging unter, erloschen ist sein Glück.
2. Nacht ist es. Stürme brausen. Die Walstatt blutgetränkt
Trägt viele tausend Schläfer, in ew'gen Schlaf versenkt.
In naher Kirche drüben ein matter Lichtschein weht,
Viel Todesgraus beleuchtend, — es ist ein Lazarett.
3. Wo sonst die Beter knieen, die Kirchenhall' entlang,
Da bluten tiefe Wunden, da seufzt es todesbang;
Die Arzte sind gegangen, — hier ist die Hülfe ans, —
Eine sterbende Gemeinde im düstern Gotteshaus.
4. Erpreßt vom Todeskampfe, tönt hier ein Klageworl,.
Da Röcheln, leises Seufzen und dumpfes Ächzen dort;
Hier schließt die wilden Augen ein blut'ger Kriegergreis,
Dort welkt im Todessieber ein junges Blütenreis.