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Magistrat strafend.eingris, und eine Anzal Fi'ircr bei diesen Air»
chentumulten am 28sten Juni 1412 auf dem altstadter Platze hin¬
richten ließ. Hierauf erhob sich das Volk und bezeugte den hin¬
gerichteten die Ehre des Märtyrertums; Faulsisch aber in seiner
Heftigkeit kante in Verhönung der Kirche keine Rücksicht und kei¬
nen Anstand mehr, hieng die pLbstliche Kreuzbulle Huren auf die
bloße Brust, und fürte diese so angetan durch die Stadt. Johan
XXIII. verdamte hierauf am 2ten Fcbr. 1413 zu Rom WykhcliffeS
Bücher nochmals und sprach den Ban aus über Huß, der dann
auch in den nächsten Monaten Prag verließ; in Hussinccz und
sonst auf dem Sande, wo ihn der Adel schützte, lebte und predigte,
bis er im August 1414 wider nach Prag, und dann im October
dieses Jahres zu der Kirchenvcrfawlung nach Constanz kam, wo
seine Angelegenheit notwendig einen Hauptpunkt der Besprechung
bilden muSte.
Daß die Opposition WythcliffeS und HußenS gegen den aktuellen
Zustand der Kirche eine große, selbst eine evangelische Berechtigung
hatte, kan zugestanden werden, ohne daß man die Augen zu schlie¬
ßen braucht für daS arge Unrecht, was letzterer mit Hülfe eines
schlechten Fürsten den Deutschen zugefügt; ohne daß man zu über¬
sehen braucht, daß auch noch andere und größere Geister jener Zeit
auf daS höchste über den verdorbenen Zustand der Kirche ergriffen,
ihr zu helfen cntschlofien, und doch weit davon entfernt waren, so-
wol jene falschen Seiten der wnkhclifsischenn Opposition zu teilen,
als auch ihre Opposition sogleich cigcnköpflg mit Hülfe des Pöbels
und durch Aufregung der bösesten Leidenschaften zu betätigen.
Die Folgen der nidrigen, der falschen Seiten von HußenS Op¬
position brachen über ihn zusammen; die Deutschen, die er auS
Prag vertribcn, vergalten ihm in Constanz das Unrecht, wozu ihn
gegen sic seine Leidenschaft gcfürt; die würdigsten, wolgesintesten
Häupter der Kirche, wie Jean Charlier von Gerson (derKanz¬
ler der Universität zu Paris), waren doch über sein theologisches
Treiben empört, und wie vil Achtung man auch vor dem Mute
haben muß, mit welchem er des besseren Teiles in seiner Opposi¬
tion gewiss und im Bewuötsein davon gehoben, dem Fcucrtode,
zu dem er als Ketzer verurteilt ward, entgegengieng (am 6ten Juli
1413), so solte man doch nicht in der Ungerechtigkeit gegen seine
Gegner so: weit gehen, alle die gerechten Motive des Unwillens
über Huß, die sie hatten, gar nicht sehen, oder doch ganz ableug¬
nen zu wollen. Faulsisch, der ihn zuerst in diese Bahn hercinge-
rißen, der ihm noch beim Abschide auf der Reise nach Constanz
' Treue zugesagt, kam zwar als er hörte, daß man Huß daS könig¬
liche, freie Geleit in Constanz nicht gehalten, und ihn gefangen ge¬
legt hätte, auch dahin; sioh aber wider, und ließ sich als er ge¬
fangen worden zum Widerruf bewegen; erst als er sah ^ daß man
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