Full text: [Teil 6 = Klasse 4, [Schülerband]] (Teil 6 = Klasse 4, [Schülerband])

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es vor alters gewesen, mußte es in Hohenziatz noch heute sein. Da 
zog denn mit, wem's in den Mauern zu beklommen war, wer Scherz 
liebte und Spiel und Jagd und Neckerei; denn etwas davon fiel immer 
ab. Aber auch Gottesfurcht mußte dabei sein, meinte der Dechant und 
die Edelfrau auch, nur daß jeder etwas anderes dabei meinte. 
Das sagten die Mägde auch, nur in einem andern Ton, wenn sie 
faul oder nachlässig gewesen, oder etwas so getan, wie die Frau von 
Bredow meinte, daß es nicht geschehen müsse. Stand sie zwar, wie wir 
sahen, fest auf dem Boden, wenn sie sah, daß alles im Schick war, so 
war sie doch wie das Wetter herunter, wo etwas außer Schick kam. Lang 
reden und zurechtweisen liebte sie nicht, und wo sie meinte, daß einer 
schwer hörte, da hielt sie auch die paar Worte noch für zu viel. Noch 
wußte der verdrossene Knecht nicht eigentlich, wie es gekommen, aber jetzt 
hörte er vortrefflich und verstand alles, und rieb nur ein klein wenig das 
Ohr oder die Schulter. Eine so rührige Frau war die Frau von Bredow. 
Loben tat sie nicht viel, sie hielt's vom Überfluß; denn daß jeder täte, 
als er muß tun, hielt sie für Lohns genug; aber wem sie mal auf die 
Schulter klopfte, wenn sie durch die Reihen ging, dem war es wie ein 
Tropfen starken Weines, der nach langer Mattigkeit und Bangigkeit durch 
die Adern rinnt und die Glieder wieder stärkt. 
So war es mit der Herbstwäsche am Lieper Fluß bestellt. Eine 
gute Stunde abwärts von der Burg war das Lager, und ein dichter 
Wald und ein tiefer, weiter Morast lagen dazwischen; also mußte im 
Lager nicht allein gewaschen und gebleicht, auch gekocht und gebettet, 
gesungen und gebetet und gewacht werden, alle Verrichtungen, wie es 
einer Stadt Art und Sitte ist. Das Gebet verrichtete am Morgen der 
Dechant für alle, wenn die Schelle über der Hütte der Edelfrau läutete; 
das Waschen und Kochen geschah einen Tag wie den andern, das Singen 
und Spielen machte sich von selbst, und für das Wachen sorgte die Frau 
von Bredow. Kein Zigeunerbub hätte einen Strumpf von der Leine, 
kein Fuchs aus dem Korbe ein Huhn stehlen dürfen. 
Eine Woche, weniger denn ein Tag, dauerte schon die Wäsche. Vor 
dem Klopfen und Klatschen waren die Fische aus dem Fluß auf eine 
Meile entflohen. Von den hohen Kiefernstämmen, wo sie nisten, hatten zu 
Anfang die Fischreiher mit ihren langen, gelben Schnäbeln neugierig 
herabgeschaut. Da gab es Jagd und Kurzweil für die jungen Burschen. 
Vor den Bolzen und Pfeilen, die durch ihre luftigen Burgen sausten, 
hielten die zähen Tiere aus; selbst wenn der Pfeil einem den Flügel 
durchbohrte, wenn sein Herzblut hinabträufte, er gab in banger Todes¬ 
angst nicht nach, er krallte sich an dem Ast fest, bis die Bolzen wie der 
Hagel kamen und endlich Holz, Leib und Gefieder miteinander hinab- 
ftäubten und -splitterten. Aber des Lärmens war ihnen doch zuviel 
geworden. Wie viele Hunderte auch am ersten Tage über den Wipfeln
	        
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