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es vor alters gewesen, mußte es in Hohenziatz noch heute sein. Da
zog denn mit, wem's in den Mauern zu beklommen war, wer Scherz
liebte und Spiel und Jagd und Neckerei; denn etwas davon fiel immer
ab. Aber auch Gottesfurcht mußte dabei sein, meinte der Dechant und
die Edelfrau auch, nur daß jeder etwas anderes dabei meinte.
Das sagten die Mägde auch, nur in einem andern Ton, wenn sie
faul oder nachlässig gewesen, oder etwas so getan, wie die Frau von
Bredow meinte, daß es nicht geschehen müsse. Stand sie zwar, wie wir
sahen, fest auf dem Boden, wenn sie sah, daß alles im Schick war, so
war sie doch wie das Wetter herunter, wo etwas außer Schick kam. Lang
reden und zurechtweisen liebte sie nicht, und wo sie meinte, daß einer
schwer hörte, da hielt sie auch die paar Worte noch für zu viel. Noch
wußte der verdrossene Knecht nicht eigentlich, wie es gekommen, aber jetzt
hörte er vortrefflich und verstand alles, und rieb nur ein klein wenig das
Ohr oder die Schulter. Eine so rührige Frau war die Frau von Bredow.
Loben tat sie nicht viel, sie hielt's vom Überfluß; denn daß jeder täte,
als er muß tun, hielt sie für Lohns genug; aber wem sie mal auf die
Schulter klopfte, wenn sie durch die Reihen ging, dem war es wie ein
Tropfen starken Weines, der nach langer Mattigkeit und Bangigkeit durch
die Adern rinnt und die Glieder wieder stärkt.
So war es mit der Herbstwäsche am Lieper Fluß bestellt. Eine
gute Stunde abwärts von der Burg war das Lager, und ein dichter
Wald und ein tiefer, weiter Morast lagen dazwischen; also mußte im
Lager nicht allein gewaschen und gebleicht, auch gekocht und gebettet,
gesungen und gebetet und gewacht werden, alle Verrichtungen, wie es
einer Stadt Art und Sitte ist. Das Gebet verrichtete am Morgen der
Dechant für alle, wenn die Schelle über der Hütte der Edelfrau läutete;
das Waschen und Kochen geschah einen Tag wie den andern, das Singen
und Spielen machte sich von selbst, und für das Wachen sorgte die Frau
von Bredow. Kein Zigeunerbub hätte einen Strumpf von der Leine,
kein Fuchs aus dem Korbe ein Huhn stehlen dürfen.
Eine Woche, weniger denn ein Tag, dauerte schon die Wäsche. Vor
dem Klopfen und Klatschen waren die Fische aus dem Fluß auf eine
Meile entflohen. Von den hohen Kiefernstämmen, wo sie nisten, hatten zu
Anfang die Fischreiher mit ihren langen, gelben Schnäbeln neugierig
herabgeschaut. Da gab es Jagd und Kurzweil für die jungen Burschen.
Vor den Bolzen und Pfeilen, die durch ihre luftigen Burgen sausten,
hielten die zähen Tiere aus; selbst wenn der Pfeil einem den Flügel
durchbohrte, wenn sein Herzblut hinabträufte, er gab in banger Todes¬
angst nicht nach, er krallte sich an dem Ast fest, bis die Bolzen wie der
Hagel kamen und endlich Holz, Leib und Gefieder miteinander hinab-
ftäubten und -splitterten. Aber des Lärmens war ihnen doch zuviel
geworden. Wie viele Hunderte auch am ersten Tage über den Wipfeln