Full text: [Teil 6 = Klasse 4, [Schülerband]] (Teil 6 = Klasse 4, [Schülerband])

238 mmm&'i&im&immmm&i&i&i&imm&i&i&i&'i 
oben am Fuß der Berghänge stand das Getreide schon kniehoch, vermengt 
mit Mohnblumen und rotblühendem Klee; und die Berge bis hinauf zu 
den Gipfeln zeigten den wunderbarsten Azaleenschmuck. Hier und da, in 
der Umgebung der weitverstreuten kleinen Bauernhöfe, erhoben sich 
Gruppen mächtiger Weiden- und Kampferbäume mit ihren dunkelgrünen 
buschigen Kronen. Dickstämmige Wistarias, diese schönsten und beharr¬ 
lichsten aller Schlingpflanzen, wanden sich den Baumstämmen entlang, ihre 
Zweige umklammerten die Zweige der Bäume, und zwischen deren Laub 
prangten ihre lila Blütentrauben in ungezählten, erdrückenden Massen. 
Der Gesang von Amseln und Drosseln erfüllte die Luft ganz so wie 
bei uns, und die warme Frühlingssonne beschien ein so herrliches Land¬ 
schaftsbild, wie ich es in China gar nicht erwartet hätte. Ihre Strahlen 
spiegelten sich tausendfach in den scharf umgrenzten Wasserflächen der 
kleinen Reisfelder wider und glitzerten in dem Fluß, dessen Ufer den 
üppigsten Pflanzenwnchs zeigten. In den kleinen, von wohlgepflegten 
Gemüsegärten umgebenen Dörfchen und Höfen, die ich auf meiner Wan¬ 
derung passierte, zeigten sich nur wenige Menschen. Die ganze Bevöl¬ 
kerung war draußen in den Feldern bei der Arbeit. 
Nach etwa zweistündigem Marsch erreichte ich ein größeres Dorf und 
jenseits desselben zogen sich auf weite Strecken die ersten Teepflanzungen 
hin, durchwegs kleine Felder mit den eigentümlichen, hagedornartigen 
Teesträuchern bedeckt. Man war eben an der ersten Ernte, und auf dem 
Wege hinauf begegnete ich zahlreichen Landleuten, welche, meinen Gruß 
mit freundlichem Tschin-tschin erwidernd, die frischgepflückten Blättchen in 
großen Körben heimtrugen. — Männer, Frauen und Kinder waren alle 
gleich gekleidet. Sie trugen ein dunkelblaues loses Baumwollhemd mit 
weiten Ärmeln und ebensolche Beinkleider, die bis etwas unter die àie 
reichten. Die Männer hatten auf ihren mehrfach um die Schädel 
gewundenen Haarzöpfen große Strohhüte sitzen, Frauen und Mädchen 
aber trugen ihr üppiges schwarzes Haar sorgfältig gekämmt und mit 
frischen Blumen geschmückt. Hier war es auch, wo ich zum ersten Male 
wirklich hübsche schlankgewachsene Chinesinnen sah. Ihre Gesichter waren 
gebräunt und nicht wie jene ihrer Schwestern in den Städten bepndert 
und bemalt. Paarweise trippelten sie einher, auf ihren Schultern Bam¬ 
busstäbe tragend, von denen die schweren Körbe, mit Teeblättern gefüllt, 
herabhingen. In den Pflanzungen ließen sie sich durch mein Kommen 
nicht in ihrer Arbeit stören. Emsig streiften sie mit ihren kleinen 
Händchen die Blätter von den Zweigen und warfen sie in die Körbe auf 
ihren Rücken. Hunderte von Mädchen, ja selbst Kinder von fünf oder 
sechs Jahren, waren so mit dem Einheimsen der Blätter beschäftigt, kenn 
in einer Woche mußte die Ernte beendigt sein. Sie ist ja die beste und 
kostbarste der drei oder höchstens vier Ernten, welche der Teestrauch 
jährlich liefert. Die Blättchen sind Ende April und Anfang Mai
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.