Full text: [[Abteilung 1] = Abteilung für Tertia und Untersekunda in einem Bande, [Schülerband]] ([Abteilung 1] = Abteilung für Tertia und Untersekunda in einem Bande, [Schülerband])

Rückert. Müller. Grün. Schiller. Sturm. 
167 
Ich wallt' empor mit leuchtendem 
Blick, 
Doch er blieb keuchend unten zurück. 
7. Ich aber stand jauchzend ganz allein 
Am Bergesgipfel im Sonnenschein; 
Rings grüne Triften und Blumenduft, 
Rings wirbelnde Lerchen und Bergesluft. 
8. Und als ich wieder zu Tal gewallt, 
Da stieß ich auf eine Leiche bald. 
„O weh! Er ist's! Tot liegt er hier, 
Der einst der treuste Gefährte mir." 
9. Da ließ ich graben ein tiefes Grab 
Und senkte die Leiche still hinab; 
Drauf setzt' ich einen Leichenstein 
Und grub die Wort' als Inschrift ein: 
10. ' „Hier ruht mein treuster Genoß 
im Land, 
Herr Hypochonder zubenannt; 
Er starb an frischer Bergesluft, 
An Lerchenschlag und Rosenduft. 
11. „Sonst wünsch' ich ihm alles 
Glück und Heil, 
Die ewige Ruh' werd' ihm zu teil, 
Nur wahr' mich Gott vorm Wieder¬ 
sehn 
Und seinem fröhlichen Auferstehn!" 
118. Das Mädchen aus der Fremde. 
Ged. 1796 von Friedrich Schiller. 
1. In einem Tal bei armen Hirten - 
Erschien mit jedem jungen Jahr, 
Sobald die ersten Lerchen schwirrten, 
Ein Mädchen, schön und wunderbar. 
2. Sie war nicht in dem Tal geboren, 
Man wußte nicht, woher sie kam; 
Doch schnell war ihre Spur verloren, 
Sobald das Mädchen Abschied nahm. 
3. Beseligend war ihre Nähe, 
Und alle Herzen wurden weit; 
Doch eine Würde, eine Höhe 
Entfernte die Vertraulichkeit. 
4. SiebrachteBlumen mit und Früchte, 
Gereist auf einer andern Flur, 
Ju einem andern Sonnenlichte, 
In einer glücklichern Natur. 
5. Und teilte jedem eine Gabe, 
Dem Früchte, jenem Blumen aus; 
Der Jüngling und der Greis am Stabe, 
Ein jeder ging beschenkt nach Haus. 
6. Willkommen waren alle Gäste; 
Doch nahte sich ein liebend Paar, 
Dem reichte sie der Gaben beste, 
Der Blumen allerschönste dar. 
119. Symbol. 
Julius Sturm. 
Du hast die Eiche dein Symbol genannt; 
O halte fest an dem, mein Vaterland! 
Es wühlt sich ihre Wurzel tiefe Bahn, 
Ihr mark'ger Stamm strebt mutig 
himmelan. 
5 Sie wanket nicht in Sturm und Wetter¬ 
graus 
Und breitet weit die grünen Arme aus. 
Sie bietet Schatten und gewähret Schutz 
Und altert nur der gier'gen Zeit zum 
Trutz 
Und ist mit Recht auf ihre Jahre stolz, 
Denn fester mit den Jahren ward ihr 10 
Holz. 
Und merke, Vaterland: sie wirft ihr 
Laub, 
Auch wenn es dürr, nicht grollend in 
den Staub; 
Sie hält es fest, bis neu der Saft sich 
regt. 
Der Frühling kommt und es zu Grabe 
trägt. 
120. Pegasus im Joche. 
Ged. August 1795 von Friedrich Schiller. 
Auf einem Pferdemarkt — vielleicht zu 
Haymarket, 
Wo andre Dinge noch in Ware sich 
verwandeln — 
Bracht' einst ein hungriger Poet 
Der Musen Roß, es zu verhandeln. 
Hell wieherte der Hippogryph 5 
Und bäumte sich in prächtiger Parade;
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.