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Lyrische Poesie. XIV. Weltliche (Vaterlands-) Lieder.
160. Trostlied.
aus dem Katechismus für den deutschen Wehrmann.
Ged. 1813 von Ernst Moritz Arndt.
1. Gott, du bist meine Zuversicht,
Mein Schirm und meine Waffen,
Du hast den heil'gen Trieb nach Licht
Und Recht in mir geschaffen;
Du großer Gott,
In Not und Tod
Ich will an dir mich halten,
Du wirst es wohl verwalten.
2. Und wenn die schwarze Hölle sich
Mit ihrem Gift ergösse
Und trotziglich und mörderlich
Durch alle Länder flösse,
Gott bleibt mein Mut,
Gott macht es gut
Im Tode und im Leben:
Mein Recht wird oben schweben.
3. Und wenn die Welt in Finsternis
Und Unheil sich versenkte,
Mir steht das feste Wort gewiß,
Das Ewigkeiten lenkte,
Das alte Wort
Bleibt doch mein Hort:
Wie viel auch Teufel trügen,
Die Guten sollen siegen.
4. O großes Wort, o fester Stahl!
O Harnisch sondergleichen!
Was Gott versprach, was Gott befahl,
Das läßt mich nicht erbleichen:
Die stolze Pflicht
Erzittert nicht.
Mag Land und Meer vergehen,
Sie wird mit Gott bestehen.
£. Drum walt es Gott, der alles kann,
Der Vater in den Höhen!
Er ist der rechte Held und Mann
Und wird es wohl verstehen.
Wer Gott vertrant,
Hat wohl gebaut
Im Tode und im Leben:
Sein Recht wird oben schweben.
161. Landsturm.
Gcd. 1813 von Ernst Moritz Arndt.
1. Ihr, die beim hehren Aufgebot
Des Vaterlands euch fandet
Und felsenfest in Not und Tod
Mit treuer Liebe standet,
Ihr Brüder, seid mir lieb gegrüßt
In Fernen und in Nähen!
Was unsern Bund zusammenschließt,
Soll nimmermehr vergehen!
2. Ihr habt gehofft auf hohes Gut,
Um hohes Gut geduldet,
Ihr habt gelöst mit Mut und Blut,
Was Sünde schwer verschuldet;
Es kam die Zeit, es klang der Klang,
Da zog mit Schwert und Feder,
Als Gott der Herr die Fahne schwang,
Ein jeder frisch vom Leder.
3. Und Wort und Eisen haben frisch
Geklungen und gerungen,
» Und in dem blutigen Gemisch
Ist Satans Macht bezwungen.
Der Sieg ist grün, das Glück ist neu —
O unsre Lust und Wonne! —
Der deutsche Adler flieget frei
Im Licht der eignen Sonne.
4. Auf! bleibet treu und haltet aus,
Wie Lug und Trug auch schnauben!
Der Alte droben hält noch Haus
Und schirmt den rechten Glauben,
Den Glauben, daß die Welt vergeht,
Wenn Mäunertreue wanket,
Den Glauben, daß wie Sand verweht,
Was um die Lüge ranket.
5. Denn Treue steht zuerst, zuletzt
Im Himmel und auf Erden;
Wer ganz die Seele drein gesetzt,
Dem wird die Krone werden.
Drum mutig drein und nimmer bleich!
Denn Gott ist allenthalben:
Die Freiheit und das Hiinmelreich
Gewinnen keine Halben.