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34. Der Sudan.
1. Südlich von der Sahara — bis zum Äquator hin — breitet sich der Sudan,
das Land der Schwarzen, aus. Fast das ganze Gebiet ist Hochland. In einer
Einsenkung desselben liegt der Tsadsee.
2. Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Mit Entzücken betritt der Wandrer,
der monatelang die dürre Sahara durchreist hat, die schattigen Wälder des frucht¬
baren Sudanlandes. Hier ist die Heimat des riesenhaften Asfenbrotbaumes, dessen
Stamm nicht selten einen Umfang von 20—30 m hat und der in der trocknen
Jahreszeit seine Blätter verliert. Hier wächst die riesige Ölpalme, deren Blattstiele
zum Häuserban verwendet werden. Aus ihren pflaumenähnlichen Früchten gewinnt
man das Palmöl, den wichtigsten Handelsartikel Afrikas. (In Europa wird dieses
Öl zur Seifenbereitung benutzt.) In den dichten Wäldern sind Ebenholz-, Weih¬
rauch-, Gummi-, Kautschuk-, Butterbäume u. v. a. durch Schlingpflanzen zu einem
undurchdringlichen Dickicht verbunden. Hier hausen Elefanten, Nashörner, Löwen,
und Giraffen, und in den Seen und Flüssen tummeln sich Flußpferde und Krokodile.
3. Die Bewohner des Sudans sind Neger. Sie sind kräftig gebaut, haben
eine schwarzbraune Farbe, krauses, wolliges Haar, hervorstehendes Kinn und dicke,
wulstige Lippen. Ihre Kleidung besteht ans einem Streifen Baumwollenzeug,,
den sie sich um den Leib schlingen. Am liebsten schmücken sie sich mit Glasperlen,
Federn und Muscheln. Sie treiben Viehzucht und Ackerbau. Ihre Nahrung besteht
aus Hirse, Mais u. s. w. Einige Negerstämme verzehren sogar noch Menschen.
Viele von ihnen sind Heiden. Sie fürchten eine Menge Geister, die auf der Erde
hausen und ihnen Schaden zufügen wollen. Zum Schutze gegen diese sowie gegen
Krankheiten, Dürre u. s. w. holt man sich vom Zauberer einen Fetisch. Das ist
eine Figur aus Holz, Thon, Stein u. dgl. Erweist sich der Fetisch nicht mächtig
genug gegen das Übel, so wirft man ihn fort und holt sich einen andern. —
Die Herrscher in den zahlreichen Negerstaaten sind meistens unumschränkte Herren
über Leben und Eigentum ihrer Unterthanen.
4. Ober- oder Nordguinea ist ein flacher Küstensaum, der nach dem Innern
zu durch hohe Randgebirge abgeschlossen ist. Nach den Handelswaren, die man von
den einzelnen Küsten holte, unterschied man eine Pfeffer-, eine Zahn-, eine Gold-
und eine Sklavenküste. Die Sklavenküste war der Schauplatz des grausamsten
Sklavenhandels. Hierher trieb der Sklavenhändler mit der Peitsche seine „schwarze
Ware". Hier lud er sie zu Schiffe und segelte dann mit ihr nach Amerika, wo
er sein „Ebenholz" ans dem Markte zu hohem Preise an die Pflanzer verkaufte.
An der Pfefferküste ist 1822 eine Kolonie (Liberia) für freigelassene Neger ge¬
gründet worden. Hinter der Goldküste liegt das Negerreich Aschanti, hinter dev
Sklavenküste das Negerreich Dahome. Dieses Reich, bekannt durch seine furcht¬
baren Menschenopfer in früherer Zeit, steht jetzt unter französischer Oberhoheit.
5. Togöland. An der ehemaligen Sklavenküste liegt jetzt eine deutsche Kolonie,
das Togöland. Sie ist etwa so groß wie das Königreich Württemberg. Der Meeres¬
strand ist hier kahl und sandig. Etwas landeinwärts dehnt sich eine lange Lagune
aus, die rund herum dicht mit Dörfern besetzt ist. Hier liegt auch Togo, die Haupt¬
stadt des Landes, mit etwa 3000 Einwohnern. Fast jedes Dorf hat seinen Häupt¬
ling. Das Klima im Togölande ist ungemein heiß. In den großen Wäldern des
Innern giebt es noch viele Elefanten, riesenhafte Schlangen u. s. w. Der kaiser¬
liche Statthalter hat seinen Wohnsitz in Klein-Popo.
6. Kamerun. Südlich vom Kamerungebirge liegt die Kamerunbucht. Auf
dieser, gewöhnlich Kamerunfluß genannt, unterhielten Jahre hindurch englische und
Hamburger Handlungshäuser Handelsverkehr mit den Küstennegern auf sogenannten