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Diese Ereignisse sind am gewaltigsten über Ostpreußen gekommen: Ostpreußen
wird daher auch am meisten erstarken. Und jeder, der in dieser Zeit
geopfert hat, soll stolz und freudig das Haupt heben, mag das Opfer noch
so blutig gewesen sein, denn er hat mit an der neuen Zeit geschafft, die
schon im Osten dämmert.
15. Soldatengrab.
Von Wilhelm Müller-Rüdersdorf.
Bestrahlt von letzter Sonne Glühn,
Ein Hügel tief im Saatengrün.
Von treuen Händen aufgericht'
Aus Birkenholz ein Kreuzlein schlicht.
Daran zum Zeichen letzter Ehr'
Helm, Waffenrock und ein Gewehr.
Im Abendwind, der sanft sich regt,
Die Helmzier leise sich bewegt.
Sonst Ruhe rings im weiten Raum,
Und alles wie in sel'gem Traum
Nur tief in mir ein stürmisch Weh,
Nun ich dich, Bruder! schlummern seh'.
16. Hindenburgs Siegesbotschaften aus Masuren.
Sonnabend, den 29. August 1914.
Unsere Truppen in Preußen unter Führung des Generalobersten
v. Hindenburg haben die vom Narew vorgegangenen russischen Armeen in
der Stärke von fünf Armeekorps und drei Kavallerie-Divisionen in drei¬
tägiger Schlacht in der Gegend von Gilgenburg und Ortelsburg geschlagen
und verfolgen sie jetzt über die Grenze.
Es geraten über 90000 Russen, darunter drei kommandierende Generale
und viele hohe Offiziere, in Gefangenschaft. Der russische Armeeführer ist
nach russischen Meldungen gefallen. Das gesamte russische Artilleriematerial
ist vernichtet.
Sonnabend, den 13. Februar 1915.
In der neuntägigen Winterschlacht in Masuren wird die russische zehnte
Armee, die aus mindestens elf Infanterie- und mehreren Kavallerie-Divi¬
sionen bestand, nicht nur aus ihren stark verschanzten Stellungen östlich der
masurischen Seenplatte vertrieben, sondern auch über die Grenze geworfen,
schließlich in nahezu völliger Einkreisung vernichtend geschlagen. Nur Reste
können in die Wälder östlich Suwalki und Augnstow entkommen sein, wo
ihnen die Verfolger auf den Fersen sind. Die blutigen Verluste des Feindes
sind sehr stark.
Die Kriegsbeute der Kämpfe an der ostpreußischen Grenze hat sich
erhöht. Das bisherige Ergebnis beträgt 64000 Gefangene, 71 Geschütze,
über 100 Maschinengewehre, 3 Lazarettzüge, Flugzeuge, 150 gefüllte Mu¬
nitionswagen, Scheinwerfer und unzählige beladene und bespannte Fahr¬
zeuge. Mit einer weiteren Steigerung dieser Zahl darf gerechnet werden.
(Die Zahl der Gefangenen erhöhte sich auf etwa 90000.)