22. Tantalus.
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III. Aus Sage und Geschichte des Altertums.
22. Tantalus,
CVantölug, ein Sohn des Zeus, herrschte zu Sipylus in Lydien und war
^ außerordentlich reich und berühmt. Wenn je einen sterblichen Mann die
olympischen Götter geehrt haben, so war es dieser. Seiner hohen Abstammung
wegen wurde er zu ihrer vertrauten Freundschaft erhoben. Zuletzt durfte er
an der Tafel des Zeus speisen und alles mit anhören, was die Unsterblichen
unter sich besprachen. Aber sein eitler Menschengeist vermochte das überirdische
Glück nicht zu tragen, und er fing an, mannigfach gegen die Götter zu freveln.
Er verriet den Sterblichen die Geheimnisse der Himmlischen. Er entwandte
von ihrer Tafel Nektar und Ambrosia und verteilte den Raub unter seine
irdischen Genossen. Endlich lud er im Übermute die Götter wieder zu Gaste,
und um ihre Allwissenheit auf die Probe zu setzen, ließ er ihnen seinen eigenen
Sohn Pelops schlachten und zurichten. Nur Demeter, in kummervolle Ge¬
danken an ihre geraubte Tochter Persephone versunken, verzehrte von dem
gräßlichen Gericht ein Schulterblatt; die übrigen Götter aber merkten den
Greuel, warfen die Glieder des Knaben in einen Kessel und zogen ihn mit
erneuter Schönheit hervor. Anstatt der verzehrten Schulter wurde eine elfen¬
beinerne eingesetzt.
Jetzt hatte Tantalus das Maß seiner Frevel erfüllt und wurde von den
Göttern in die Hölle gestoßen, um hier von quälenden Leiden gepeinigt zu
werden. Er stand mitten in einem Teiche, und die Wasser spielten ihm um
das Kiun; dennoch litt er den brennendsten Durst und konnte den Trank, der
ihm so nahe war, niemals erreichen. So oft er sich bückte und den Mund
gierig ans Wasser bringen wollte, entschwand versiegend vor ihm die Flut, und
der dunkle Boden erschien zu seinen Füßen; ein Dämon schien den See aus¬
getrocknet zu haben. Dabei litt er zugleich den peinigendsten Hunger. Hinter
ihm strebten am Ufer des Teiches herrliche Fruchtbäume empor und wölbten
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