12. Aus Frankfurts „guter alter Zeit".
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kung verfehlte. Nur zu der Feuerwehr mußte der junge „Berjer" beitreten
und erhielt dann als Zeichen seiner Würde eine rote Armbinde mit der Nummer
seiner Kompagnie, auch durfte er sich für sein Geld eine Feuerwehrmütze zu¬
legen, ein Recht, von dem nur in wenigen Fällen Gebrauch gemacht wurde.
Die freiwillig Beigetretenen bildeten mit Uniform, Helm, Gurt und Beil die
Elite der Kompagnie und je größer deren Zahl, desto größer war der Stolz
des Hauptmanns.
Wer heute unsere militärisch organisierte Feuerwehr auf telephonische
Meldung hin mit automobilisierter Gasspritze, mit Schiebeleiter-, Mannschafts¬
und Gerätewagen durch die Straßen rasen sieht, der kann sich von den
früheren Verhältnissen, wie sie noch vor vierzig Jahren bestanden, keinen Be¬
griff machen. Ein jedes Quartier hatte sein eigenes Spritzenhaus, in dem
eine rot angestrichene Kastenspritze, ein wahres Ungetüm, die Schläuche und
die Feuereimer ihr beschauliches Dasein fristeten. An verschiedenen Plätzen
in der Stadt waren unter einem an der Mauer angebrachten offenen Dache die
Feuerleitern und Feuerhaken mit Ketten angeschlossen; aber im Falle der Not
war nie der Schlüssel zu dem Schlosse zu finden. Die Türmer auf dem Pfarr-
turm und ans dem Turm der Katharinenkirche meldeten den Ausbruch eines
Feuers durch das Anschlagen der Sturmglocke, deren Schläge die Nummer des
Bezirks anzeigten, und bezeichneten die Richtung 8er Brandstelle des Tags
über durch das Aushängen einer roten Fahne und des Nachts durch eine rote
Laterne. Dazu riefen die Türmer durch große Sprachrohre den langgezogenen
Feuerrnf und die ungefähre Angabe des Brandplatzes. Die Worte wurden
aber sehr selten verstanden, und meistens glaubten die erschreckten Bewohner
„Sachsehause" zu hören, nach welcher Richtung sich auch gewöhnlich die ersten
Schritte lenkten.
Nun entstand auf den Gassen — der vornehmer klingende Name „Straße"
kam erst viel später auf —- ein tolles Durcheinander und Treiben, das da-
wals als eine „Berjerfraid" betrachtet wurde. Aus voller Kehle schrie alles
„Feuer", keiner wußte, wo es brannte, einer lief dem andern nach, und bei dem
einen beflügelte der Drang nach Hilfeleistung, bei dem andern die Neugierde
den eilenden Fuß. Die Trommler und Hornisten durchzogen die Gassen und
wachten den Lärm noch toller. Auf die Frage, wo es brenne, begegneten sie
wit der aus voller Überzeugung kommenden Antwort: „Waas ich's?" Es
kam sogar vor, daß die Trommler im Gefühle ihrer Pflicht ruhig weiter
alarmierten, wenn das Feuer schon längst gelöscht war. Der ehrsame „Berjer"
Erließ nun seinen Laden oder seine Werkstätte, des Nachts unter Fluchen
fein warmes Bett, und verfügte sich, je nach seinem Pflichteifer, schnell oder
Heimatk. Auh f. Hessen-Nassau. KI. 6. 2
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