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5. 3m tsochgcbirg verirrte Kinder.
im Gebirge schläft, muß man erfrieren, so wie der alte Eschenjäger auch
geschlafen hat und vier Monate tot auf dem Steine gesessen ist, ohne daß
jemand gewußt hatte, wo er sei." „Nein, ich werde nicht schlafen", sagte
das Mädchen matt. Konrad hatte es an dem Zipfel des Kleides geschüttelt,
5 um es zu erwecken. Nun war es wieder stille. Nach einer Zeit empfand
der Knabe ein sanftes Drücken gegen seinen Arm, das immer schwerer wurde.
Sanna war eingeschlafen und gegen ihn herübergesunken. „Sanna, schlafe
nicht, ich bitte dich, schlafe nicht!" sagte er. „Nein", lallte sie schlaftrunken,
„ich schlafe nicht." Er rückte weiter von ihr, um sie in Bewegung zu bringen;
10 allein sie sank um und hätte auf der Erde liegend fortgeschlafen. Er nahm
sie an der Schulter und rüttelte sie. Da er sich dabei selber etwas stärker
bewegte, merkte er, daß ihn friere, und daß sein Arm schwerer sei. Er erschrak
und sprang auf. Er ergriff die Schwester, schüttelte sie stärker: „Sanna,
stehe auf, wir wollen ein wenig stehen, daß es besser wird." „Mich friert
15 nicht, Konrad." „Ja, ja, es friert dich, Sanna, stehe auf!" rief er. „Die
Pelzjacke ist warm", meinte sie. „Ich werde dir emporhelfen", sagte er.
Sie aber widerstrebte und war still. Da fiel dem Knaben etwas anderes
ein. Die Großmutter hatte gesagt: „Nur ein Schlückchen wärmt den Magen
so, daß man in den kältesten Wintertagen nicht frieren kann."
20 Er nahm das Kalbfellränzchen, öffnete es und griff solange, bis er das
Fläschchen fand, in welches die Großmutter einen schwarzen Kasfeeabsud
gefüllt hatte. Er nahm es heraus, tat den Verband weg und entfernte mit
Anstrengung den Kork. Dann bückte er sich zu Sanna und sagte: „Da ist
der Kaffee, den die Großmutter der Mutter schickt; koste ihn ein wenig, er
25 wird dich warm machen. Die Mutter gibt ihn uns, wenn sie nur weiß,
wozu wir ihn nötig gehabt haben." Das Mädchen, dessen Natur zur Ruhe
zog, antwortete: „Mich friert nicht." „Nimm nur etwas", sagte der Knabe,
„dann darfst du schlafen." Diese Aussicht verlockte Sanna, sie bewältigte
sich soweit, daß sie fast das eingegossene Getränk verschluckte. Hierauf trank
3O der Knabe auch etwas. Der ungemein starke Auszug wirkte sogleich, und
zwar um so heftiger, da die Kinder in ihrem Leben keinen Kaffee gekostet
hatten. Statt zu schlafen, wurde Sanna nun lebhafter und sagte selber,
daß sie friere, daß es aber von innen recht warm sei und auch schon warm
in die Hände und Füße gehe. Die Kinder redeten sogar eine Weile miteinander
35 und tranken trotz der Bitterkeit immer wieder von dem Getränke.
Wenn auch Konrad sich das Schicksal des erfrornen Eschenjägers vor
Augen hielt, wenn auch die Kinder durch das fast ausgeleerte Fläschchen
schwarzen Kaffees ihr Blut zu größerer Tätigkeit brachten, so würden sie